21 Dezember 2006

es weihnachtet ein wenig

In wenigen Tagen ist schon Weihnachten, viel davon mitbekommen habe ich bisher nicht. Die Vorweihnachtsstimmung in St. Petersburg ist doch um einiges anders. So sind die Geschäfte viel weniger mit Weihnachtssachen geschmückt und ausgestattet, typisches Weihnachtssortiment gibt es in meinem Supermarkt nicht. Natürlich blitzen die vielen Lichter über den Straßen und an den Gebäuden. Dabei ist das persönliche ausstaffieren von Fenstern gänzlich unbekannt. Und auch Weihnachtsmärkte sucht man vergebens. Ein Vorteil für mich (oder besser für meine Familie, die mich bald besuchen kommt, und mich) wird jedoch sein, dass der 24. Dezember ein ganz normaler Tag hier ist und von kaum jemand gefeiert wird. Probleme ein Restaurant zu finden werden wir nicht haben.
Ganz anders sieht es dabei für den 31.12. aus. Hier wird dann zugleich „Weihnachten“ und Silvester gefeiert. Das treibt die Restaurantpreise in ungeahnte Höhen. Tapio und ich wollten einen Tisch in einem guten aber nicht zu teuren Restaurant reservieren. Dafür riefen wir im Vorwege einige uns bekannte an, diese haben aber geschlossen oder waren nur für Gruppen zu mieten.
Einige Empfehlungen später wollten wir diese gestern testen gehen. In zwei Restaurants lassen wir uns nieder, aßen eine Kleinigkeit und probierten das Bier. Wir waren von beiden sehr angetan. Getränke etwa 2 - 4 €, Hauptspeise ca. 10 €. Nicht zu teuer für hiesige Verhältnisse, aber auch nicht das günstigste. Der Service stimmte und die Speisen waren gut. Doch leider fielen uns die Augen aus dem Kopf als wir das Spezialmenü für Silvester im „Khorchma“ in den Händen hielten. Für ein 4 Gänge Menü, je einem Glas Sekt, Vodka und Saft sollten stolze 120 € pro Person bezahlt werden. Zusammengestellt aus der normalen Speisekarte wären wir auf ca. 35 € gekommen. Also verließen wir das Restaurant wieder unvermachter Dinge und begaben uns ins zweite auserwählte. Dort waren die normalen Menüpreise in etwa dieselben, das Essen gar noch etwas besser. Auch gefiel uns die Aufmachung dieses Kaukasischen Restaurants sehr gut. Leider an Silvester geschlossen.
Ihr werdet nun zu Recht sagen, dass St. Petersburg so einige hundert Restaurants haben sollte, da wird sich schon etwas finden. Das denke ich eigentlich auch, doch möchte ich hier ungern einen Tisch in einem ungetesteten Restaurant bestellen. Preis und Leistung sind hier sehr unterschiedlich. Man kann für viel Geld miserables Essen bekommen und für wenig bestes. Auch kann der Service sehr unterschiedlich ausfallen. So kam es schon vor, dass zwischen dem ersten, der sein Essen bekam und der letzten Person über eine Stunde verging. Ohne Entschuldigung, so sei das halt…

Meinen Sprachkurs habe ich nun auch beendet. Am Dienstag war meine abschließende Prüfung. Zu dritt (die anderen legen ihre Prüfung am 25. Dezember ab, doch für „Christen“ gab es quasi eine Ausnahme) mussten wir 5 Stunden lang verschiedene Aufgaben bewältigen. Zuerst mussten in 140 Sätzen Subjekte und Adjektive in den richtigen Fall oder Verben in die richtige Form und Zeit gebracht werden. Dann gab es einen Text zu lesen und auf einem Fragebogen Fragen dazu zu beantworten. Ein zweiter Text musste anschließend gelesen und nacherzählt werden. Schließlich mussten wir noch über ein ausgelostes Thema frei erzählen. Ich musste von meinen Freunden erzählen. Der Test verlief ganz gut, natürlich mit einigen Fehlern, doch zufrieden stellend. Auch unsere Lehrerin war zufrieden und gab uns allen eine 5. Das russische Notensystem geht von 1 bis 5, wobei 5 das Beste ist. Ich hätte uns zwar nicht ganz so gut eingeschätzt, doch da beschwert man sich doch lieber nicht. Die Russen legen im Allgemeinen sehr großen Wert auf gute Noten. Prüfungen mit 5 bis 3 sind bestanden, darunter nicht. Es gibt keine Feinabstufungen. Somit hat man, wenn bestanden, schon eine recht gute Note. Jedoch ist auch das Erlangen einer 5 meist nicht so schwer wie bei uns eine 1,0 zu erhalten. Unsere Erfahrungen, vor allem in den normalen Vorlesungen, haben gezeigt, dass das Niveau doch um einiges niedriger ist. Spicken in Prüfungen wird teils schon fast offen toleriert, zumindest nicht deutlich erschwert, wie Lassi zu erzählen weiß.

Mein Flur ist in den letzten Tagen fast ausgestorben. Noch ganze 5 Leute wohnen hier, von ehemals um die 60. Vier dieser fünf leben davon in meiner Wohnung. Zumindest hier ist also noch alles bei Alten und ich fühle mich dann doch nicht so einsam. Zum Abschied der Amerikaner ging es letzten Freitag noch mal etwas feiern. Leider kamen nicht allzu viele von ihnen mit. Temu, ein Finne aus einer finnischen WG, 20 Minuten zu fuß von hier, hatte zudem Geburtstag und so ging es zunächst zu ihm und dann in eine typisch russische Disko, ebenfalls nicht weit von hier. Sie gehört nicht unbedingt zu meinen Lieblingsplätzen, ist jedoch ganz ok, wenn man sich den Weg in die Innenstadt sparen möchte.

Die beiden Fotos sind als Nachtrag zu unserer Weihnachtsfeier in unseren Zimmern vor einigen Tagen zu verstehen. Das erste zeigt Vierpe auf Lassis Schoß. Er war unser Weihnachtsengel, der die Geschenke verteilte, wie unschwer zu erkennen ist.

Das zweite zeigt einen Großteil der allwöchentlichen Partygesellschaft hier. Viele dieser Leute wohn(t)en auf diesem Flur oder in der Nähe. Auf diesem Foto sind leider nur 2 Russen (spiegelt leider eben auch wieder, dass wir größtenteils außerhalb der Uni unter Ausländern waren), jedoch 9 Finnen und 4 Amis (dazu je ein Tscheche, Spanier, Norweger und ich).

12 Dezember 2006

Bald kann's losgehen.

Die Tage werden immer kürzer, die Abendstunden länger, da müsste doch genug Zeit sein auch mal häufiger was ins Internet zu stellen. Doch mitnichten habe ich derzeit mehr Freizeit, auch wenn ich gestehen muss in letzter Zeit wenig von der Stadt oder den Sehenswürdigkeiten gesehen zu haben. Lediglich das Russische Museum, eine riesen Gemäldegalerie, habe ich vor einer Woche besucht. Doch meine Freizeit ging während dessen zum Einen für die Uni drauf, in der ich morgen eine Hausarbeit abgeben muss, die leider noch immer nicht ausgedruckt ist (die Frau am Drucker konnte ihn leider heute nicht richtig bedienen, hoffentlich sitzt da morgen früh jemand anderes), zum Anderen war ich aber auch in den letzten Tagen nun schon 3 mal am Bahnhof Fahrkarten kaufen.
Wie bereits berichtet gestaltet sich dies hier etwas schwieriger als bei uns. Heute hatten wir jedoch Glück und wurden von einer recht schnellen und fähigen Dame bedient. In lediglich 15 Minuten konnten wir (Tapio, Tilo und ich) unsere Reiserute bis Sibirien vervollständigen. Bereits letzte Woche kauften ja wir die Fahrkarte nach Jekaterinburg. Die weiteren Strecken wurden uns auf der Webseite der russischen Bahn jedoch als „ausverkauft“ angezeigt und wir hatten schon Angst keine Karten mehr zu bekommen. Doch unsere Heldin vom Dienst machte heute das Unmögliche möglich. Zwar mussten wir nun auf zwei Strecken die teureren Schlafplätze im Abteil (Kupé) anstatt derer im Gemeinschaftsschlafwagen (Platzkart; 6 Personen in einem Abteil ohne Tür) kaufen, insgesamt zahlten wir aber für die fast 6000 km und 85 Stunden Zugfahrt nur ungefähr 175 €. Unsere Fahrt setzt sich nun wie folgt zusammen: Tagesaufenthalte in Jekaterinburg, Omsk, und Novosibirsk, zwei Nächte in Krasnojarsk und 5 in Irkutsk und Umgebung.
Abgesehen von den Fahrkarten für diesen kleinen Ausflug habe ich auch noch welche für Saskia und mich nach Moskau und zurück gekauft. Leider etwas spät (nur 30 Tage im Voraus), da gab es nun nicht mehr ganz was ich wollte, doch wird uns das die Zeit hoffentlich nicht vermiesen.

Zu berichten gibt es auch noch, dass Lassi, mein Zimmernachbar, und ich, d.h. mehr Lassi als ich, eine Ein-Zimmer-Wohnung oder ein nettes Zimmer in der Innenstadt suchen. Die Idee dabei war, dass Lassi gerne im nächsten Semester (er bleibt ein Jahr) in der Innenstadt wohnen wollte. Ich würde dann von ihm die Wohnung oder das Zimmer für die Zeit Saskias Besuches, in welcher er in Finnland sein wird, mieten. Doch leider gestaltet sich die Suche schwerer als erwartet. Es gibt kaum Zimmer oder Wohnungen die erschwinglich sind. Das Preisniveau liegt bei mind. 500 €/ Monat, meist noch höher. Während dieser Suche haben wir auch Bekanntschaft mit den unterschiedlichen Arbeitsweisen russischer Vermittlungsagenturen gemacht.
Es gibt da jene, die eine fixe Pauschale möchten und mit günstigen Wohnungen in guter Lage locken. Wir entschieden uns vor einiger Zeit eine solche zu testen und teilten uns somit das finanzielle Risiko (50 € Pauschale). So war die Agenturdame auch zunächst recht freundlich, vermittelte 4 Wohnungsbesichtigungen, die jedoch alle nicht zustande kamen. Natürlich gab es immer Ausreden (schon vergeben, …) und auch direkterer Aussprachen (wir vermieten nicht an Ausländer), doch wurden wir auch nicht ganz das Gefühl los, dass die Agentur mit falschen, nicht vorhandenen Angeboten ihren Wohnungsbestand aufstockt. So waren schließlich alle bisherigen Besichtigungen über diese Agentur entweder nur Zimmer in vermieteten Wohnungen, die als Ein-Zimmer-Wohnung jedoch beworben waren und auch preislich in deren Größenordnung lagen oder schlicht wesentlich überteuert. Und mindestens jeder zweite Vermieter gab zu nicht an Ausländer vermieten zu wollen.
Die zweite Agenturvariante ist eine eher uns bekannte. Bei erfolgreicher Vermittlung bezahlt man der Agentur eine Monatsmiete Provision. Nachteil dieser Variante ist jedoch, das wurde uns schnell klar, dass fast ausschließlich hochwertige und somit auch teure Wohnungen angeboten werden. Zusammenfassend lässt sich sagen: Keine Agentur ist zu empfehlen, bisher sind wir nicht zufrieden stellend fündig geworden und private Anzeigen gibt es fast keine. Ich werde also wohl doch ein günstiges Hostelzimmer buchen, wobei günstig in dieser Stadt nicht wirklich günstig ist.

08 Dezember 2006

Bitte etwas geduldig sein!

Der Plan nach Sibirien zu fahren stand schon länger, welche genaue Route und welche Städte wir unterwegs ansehen möchten steht jedoch noch nicht fest. Trotzdem ging es gestern schon mal zum Ticketschalter, das erste Drittel der Strecke, bis nach Ekaterinburg, wollten wir schon mal kaufen. Soweit waren wir uns einig. 36 Stunden Bahnfahrt für 45 €, ganz ok.
Doch Fahrkarten in Russland zu kaufen ist nicht nur ein bürokratischer Akt, das hatte ich hier ja schon erwartet, nein auch sehr zeitaufwendig. Eine Stunde hatte es gedauert, bis 2 andere Kunden vor uns abgefertigt waren und wir endlich unsere Wünsche äußern konnten. Wir hatten uns aber immerhin darauf vorbereitet und auf einen Zettel bereits alle Zugdaten geschrieben. Wirklich beschleunigt hat das die Arbeitsgeschwindigkeit der Dame hinter dem Tresen aber nicht… Schlussendlich gab es dann doch noch unser Ticket.

Zu berichten gibt es noch eine ganze Menge mehr, doch leider fehlt mir gerade etwas die Zeit. Die Uni und mein Sprachkurs neigen sich zum Ende zu, jedoch nicht ohne vorher noch mal kräftig Hausarbeiten und –aufgaben zu fordern. Außerdem erfahre ich täglich mehr, welche ganzen Prüfungen ich im Sprachkurs in nicht mal 2 Wochen ablegen soll (Vorlesen, Diktat, mündliche Wiedergabe eines Textes, Gespräch führen, von dies und jenem erzählen,…). Deshalb werde ich es dabei heute belassen und euch hoffentlich bald die weiteren Geschichten erzählen können.