05 September 2006

So langsam lebt es sich ein…

Nach einer Woche kann ich sagen, dass langsam Alltag einkehrt und ich mich ganz gut an alles hier gewöhnt habe. Am Wochenende hatte ich quasi einen Intensivrundgang durch die Innenstadt. An drei Tagen besuchte ich, jeweils mit verschiedenen Leuten, die Altstadt um den Newskij Prospekt (das ist so ziemlich die Hauptstraße in St. Petersburg). Sonntag trafen Tilo und ich Ira, die uns 6 Stunden durch ihre Heimatstadt führte und sehr viel erklären konnte. Zuvor hatten wir einige Plätze schon mal auf eigene Faust erkundet und schließlich hatten wir gestern Abend noch ein Treffen mit Katja, die uns noch durch das abendliche Petersburg mit seinen prachtvoll angestrahlten Gebäuden führte.
Natürlich durften dabei „Blinui“ nicht fehlen. Im Grunde sind das Crêpes, doch die Russen bestehen darauf, dass ihre das Original sind.
Wie man häufig lesen kann, ist Russland, und im Speziellen St. Petersburg, ein Land der extremen Einkommensunterschiede. Wenn man durch die frisch gemachten Gassen und Straßen läuft, so kann man nicht selten extrem teure Autos sehen, die stets gut bewacht herum stehen. Wie es die Besitzer schaffen ohne Beulen durch den Verkehr zu kommen ist mir jedoch ein Rätsel. Und so langsam leuchtet mir auch ein, warum so viele Leute hier auf Geländewagen stehen. Zum einen sind sie bei den Straßenverhältnissen außerhalb der Innenstadt sehr hilfreich, doch viel wichtiger scheint, dass man mit ihnen die hohen Bordsteinkanten hochfahren kann um dann dort zu parken oder bei Stau einfach auf dem Gehweg zu fahren.
Als deutscher, bzw. EU-Bürger wird man hier stets gefragt, warum man hier in Russland studieren möchte. Im ersten Moment wird stets davon ausgegangen, dass man ein Auslandsstudium macht um das bessere Wissen in der dortigen Universität „einzusaugen“. Bei den Unterhaltungen stellte sich heraus, dass selbst die Einheimischen nicht recht überzeugt von ihrem Bildungssystem sind und die Entscheidung hierher zu kommen deshalb nicht nachvollziehen können. Das hiesige Bildungssystem ist schnell beschrieben. 10 Jahre Schule, der, wenn man möchte, ein 5jähriges Studium anschließt. Sollte man die Prüfungen während des Studiums, welches wie in der Schule in Klassen mit vorgegebenem Stundenplan abläuft, nicht bestehen, so bezahlt man einfach dafür. Mir wurde erzählt, dass das etwa ein Viertel der Studenten betrifft. Also „bestehen“ alle und auch als Ausländer könnte man sich wohl Scheine kaufen. Nach 5 Jahren ist man also fertig und wenn man während des Studiums ins Ausland geht, so müsste einem diese Zeit ja anerkannt werden. Ansonsten währe man länger in der Uni, was hier alle vermeiden wollen. Somit muss ich stets umständlich erzählen, dass mir die Scheine hier wohl später nicht anerkannt werden und ich deshalb zum Sprachelernen und aus persönlichem Interesse hier bin.
Kurz muss ich euch noch von meinem Treffen mit dem Vize-Direktor der meiner Fakultät berichten. Als ich nun heute als letzter meiner WG ein solches Treffen hatte (am Freitag hätte ich bereits eins haben sollen, wurde jedoch vergessen mir mitzuteilen…) hoffte ich auf eine Liste mit Vorlesungen, aus denen ich wählen könnte. Doch leider waren der gute Herr und einer seiner Institutsleiter nicht so gut vorbereitet und wussten das selber nicht so genau. Wir unterhielten uns also nur kurz über meine Präferenzen und ich bekam einen neuen Termin für nächste Woche Montag. Somit habe ich nun noch fast eine ganze Woche mehr frei, während die anderen schon fleißig studieren…

Der Herbst kündigt sich an, bis bald!

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