21 Dezember 2006

es weihnachtet ein wenig

In wenigen Tagen ist schon Weihnachten, viel davon mitbekommen habe ich bisher nicht. Die Vorweihnachtsstimmung in St. Petersburg ist doch um einiges anders. So sind die Geschäfte viel weniger mit Weihnachtssachen geschmückt und ausgestattet, typisches Weihnachtssortiment gibt es in meinem Supermarkt nicht. Natürlich blitzen die vielen Lichter über den Straßen und an den Gebäuden. Dabei ist das persönliche ausstaffieren von Fenstern gänzlich unbekannt. Und auch Weihnachtsmärkte sucht man vergebens. Ein Vorteil für mich (oder besser für meine Familie, die mich bald besuchen kommt, und mich) wird jedoch sein, dass der 24. Dezember ein ganz normaler Tag hier ist und von kaum jemand gefeiert wird. Probleme ein Restaurant zu finden werden wir nicht haben.
Ganz anders sieht es dabei für den 31.12. aus. Hier wird dann zugleich „Weihnachten“ und Silvester gefeiert. Das treibt die Restaurantpreise in ungeahnte Höhen. Tapio und ich wollten einen Tisch in einem guten aber nicht zu teuren Restaurant reservieren. Dafür riefen wir im Vorwege einige uns bekannte an, diese haben aber geschlossen oder waren nur für Gruppen zu mieten.
Einige Empfehlungen später wollten wir diese gestern testen gehen. In zwei Restaurants lassen wir uns nieder, aßen eine Kleinigkeit und probierten das Bier. Wir waren von beiden sehr angetan. Getränke etwa 2 - 4 €, Hauptspeise ca. 10 €. Nicht zu teuer für hiesige Verhältnisse, aber auch nicht das günstigste. Der Service stimmte und die Speisen waren gut. Doch leider fielen uns die Augen aus dem Kopf als wir das Spezialmenü für Silvester im „Khorchma“ in den Händen hielten. Für ein 4 Gänge Menü, je einem Glas Sekt, Vodka und Saft sollten stolze 120 € pro Person bezahlt werden. Zusammengestellt aus der normalen Speisekarte wären wir auf ca. 35 € gekommen. Also verließen wir das Restaurant wieder unvermachter Dinge und begaben uns ins zweite auserwählte. Dort waren die normalen Menüpreise in etwa dieselben, das Essen gar noch etwas besser. Auch gefiel uns die Aufmachung dieses Kaukasischen Restaurants sehr gut. Leider an Silvester geschlossen.
Ihr werdet nun zu Recht sagen, dass St. Petersburg so einige hundert Restaurants haben sollte, da wird sich schon etwas finden. Das denke ich eigentlich auch, doch möchte ich hier ungern einen Tisch in einem ungetesteten Restaurant bestellen. Preis und Leistung sind hier sehr unterschiedlich. Man kann für viel Geld miserables Essen bekommen und für wenig bestes. Auch kann der Service sehr unterschiedlich ausfallen. So kam es schon vor, dass zwischen dem ersten, der sein Essen bekam und der letzten Person über eine Stunde verging. Ohne Entschuldigung, so sei das halt…

Meinen Sprachkurs habe ich nun auch beendet. Am Dienstag war meine abschließende Prüfung. Zu dritt (die anderen legen ihre Prüfung am 25. Dezember ab, doch für „Christen“ gab es quasi eine Ausnahme) mussten wir 5 Stunden lang verschiedene Aufgaben bewältigen. Zuerst mussten in 140 Sätzen Subjekte und Adjektive in den richtigen Fall oder Verben in die richtige Form und Zeit gebracht werden. Dann gab es einen Text zu lesen und auf einem Fragebogen Fragen dazu zu beantworten. Ein zweiter Text musste anschließend gelesen und nacherzählt werden. Schließlich mussten wir noch über ein ausgelostes Thema frei erzählen. Ich musste von meinen Freunden erzählen. Der Test verlief ganz gut, natürlich mit einigen Fehlern, doch zufrieden stellend. Auch unsere Lehrerin war zufrieden und gab uns allen eine 5. Das russische Notensystem geht von 1 bis 5, wobei 5 das Beste ist. Ich hätte uns zwar nicht ganz so gut eingeschätzt, doch da beschwert man sich doch lieber nicht. Die Russen legen im Allgemeinen sehr großen Wert auf gute Noten. Prüfungen mit 5 bis 3 sind bestanden, darunter nicht. Es gibt keine Feinabstufungen. Somit hat man, wenn bestanden, schon eine recht gute Note. Jedoch ist auch das Erlangen einer 5 meist nicht so schwer wie bei uns eine 1,0 zu erhalten. Unsere Erfahrungen, vor allem in den normalen Vorlesungen, haben gezeigt, dass das Niveau doch um einiges niedriger ist. Spicken in Prüfungen wird teils schon fast offen toleriert, zumindest nicht deutlich erschwert, wie Lassi zu erzählen weiß.

Mein Flur ist in den letzten Tagen fast ausgestorben. Noch ganze 5 Leute wohnen hier, von ehemals um die 60. Vier dieser fünf leben davon in meiner Wohnung. Zumindest hier ist also noch alles bei Alten und ich fühle mich dann doch nicht so einsam. Zum Abschied der Amerikaner ging es letzten Freitag noch mal etwas feiern. Leider kamen nicht allzu viele von ihnen mit. Temu, ein Finne aus einer finnischen WG, 20 Minuten zu fuß von hier, hatte zudem Geburtstag und so ging es zunächst zu ihm und dann in eine typisch russische Disko, ebenfalls nicht weit von hier. Sie gehört nicht unbedingt zu meinen Lieblingsplätzen, ist jedoch ganz ok, wenn man sich den Weg in die Innenstadt sparen möchte.

Die beiden Fotos sind als Nachtrag zu unserer Weihnachtsfeier in unseren Zimmern vor einigen Tagen zu verstehen. Das erste zeigt Vierpe auf Lassis Schoß. Er war unser Weihnachtsengel, der die Geschenke verteilte, wie unschwer zu erkennen ist.

Das zweite zeigt einen Großteil der allwöchentlichen Partygesellschaft hier. Viele dieser Leute wohn(t)en auf diesem Flur oder in der Nähe. Auf diesem Foto sind leider nur 2 Russen (spiegelt leider eben auch wieder, dass wir größtenteils außerhalb der Uni unter Ausländern waren), jedoch 9 Finnen und 4 Amis (dazu je ein Tscheche, Spanier, Norweger und ich).

12 Dezember 2006

Bald kann's losgehen.

Die Tage werden immer kürzer, die Abendstunden länger, da müsste doch genug Zeit sein auch mal häufiger was ins Internet zu stellen. Doch mitnichten habe ich derzeit mehr Freizeit, auch wenn ich gestehen muss in letzter Zeit wenig von der Stadt oder den Sehenswürdigkeiten gesehen zu haben. Lediglich das Russische Museum, eine riesen Gemäldegalerie, habe ich vor einer Woche besucht. Doch meine Freizeit ging während dessen zum Einen für die Uni drauf, in der ich morgen eine Hausarbeit abgeben muss, die leider noch immer nicht ausgedruckt ist (die Frau am Drucker konnte ihn leider heute nicht richtig bedienen, hoffentlich sitzt da morgen früh jemand anderes), zum Anderen war ich aber auch in den letzten Tagen nun schon 3 mal am Bahnhof Fahrkarten kaufen.
Wie bereits berichtet gestaltet sich dies hier etwas schwieriger als bei uns. Heute hatten wir jedoch Glück und wurden von einer recht schnellen und fähigen Dame bedient. In lediglich 15 Minuten konnten wir (Tapio, Tilo und ich) unsere Reiserute bis Sibirien vervollständigen. Bereits letzte Woche kauften ja wir die Fahrkarte nach Jekaterinburg. Die weiteren Strecken wurden uns auf der Webseite der russischen Bahn jedoch als „ausverkauft“ angezeigt und wir hatten schon Angst keine Karten mehr zu bekommen. Doch unsere Heldin vom Dienst machte heute das Unmögliche möglich. Zwar mussten wir nun auf zwei Strecken die teureren Schlafplätze im Abteil (Kupé) anstatt derer im Gemeinschaftsschlafwagen (Platzkart; 6 Personen in einem Abteil ohne Tür) kaufen, insgesamt zahlten wir aber für die fast 6000 km und 85 Stunden Zugfahrt nur ungefähr 175 €. Unsere Fahrt setzt sich nun wie folgt zusammen: Tagesaufenthalte in Jekaterinburg, Omsk, und Novosibirsk, zwei Nächte in Krasnojarsk und 5 in Irkutsk und Umgebung.
Abgesehen von den Fahrkarten für diesen kleinen Ausflug habe ich auch noch welche für Saskia und mich nach Moskau und zurück gekauft. Leider etwas spät (nur 30 Tage im Voraus), da gab es nun nicht mehr ganz was ich wollte, doch wird uns das die Zeit hoffentlich nicht vermiesen.

Zu berichten gibt es auch noch, dass Lassi, mein Zimmernachbar, und ich, d.h. mehr Lassi als ich, eine Ein-Zimmer-Wohnung oder ein nettes Zimmer in der Innenstadt suchen. Die Idee dabei war, dass Lassi gerne im nächsten Semester (er bleibt ein Jahr) in der Innenstadt wohnen wollte. Ich würde dann von ihm die Wohnung oder das Zimmer für die Zeit Saskias Besuches, in welcher er in Finnland sein wird, mieten. Doch leider gestaltet sich die Suche schwerer als erwartet. Es gibt kaum Zimmer oder Wohnungen die erschwinglich sind. Das Preisniveau liegt bei mind. 500 €/ Monat, meist noch höher. Während dieser Suche haben wir auch Bekanntschaft mit den unterschiedlichen Arbeitsweisen russischer Vermittlungsagenturen gemacht.
Es gibt da jene, die eine fixe Pauschale möchten und mit günstigen Wohnungen in guter Lage locken. Wir entschieden uns vor einiger Zeit eine solche zu testen und teilten uns somit das finanzielle Risiko (50 € Pauschale). So war die Agenturdame auch zunächst recht freundlich, vermittelte 4 Wohnungsbesichtigungen, die jedoch alle nicht zustande kamen. Natürlich gab es immer Ausreden (schon vergeben, …) und auch direkterer Aussprachen (wir vermieten nicht an Ausländer), doch wurden wir auch nicht ganz das Gefühl los, dass die Agentur mit falschen, nicht vorhandenen Angeboten ihren Wohnungsbestand aufstockt. So waren schließlich alle bisherigen Besichtigungen über diese Agentur entweder nur Zimmer in vermieteten Wohnungen, die als Ein-Zimmer-Wohnung jedoch beworben waren und auch preislich in deren Größenordnung lagen oder schlicht wesentlich überteuert. Und mindestens jeder zweite Vermieter gab zu nicht an Ausländer vermieten zu wollen.
Die zweite Agenturvariante ist eine eher uns bekannte. Bei erfolgreicher Vermittlung bezahlt man der Agentur eine Monatsmiete Provision. Nachteil dieser Variante ist jedoch, das wurde uns schnell klar, dass fast ausschließlich hochwertige und somit auch teure Wohnungen angeboten werden. Zusammenfassend lässt sich sagen: Keine Agentur ist zu empfehlen, bisher sind wir nicht zufrieden stellend fündig geworden und private Anzeigen gibt es fast keine. Ich werde also wohl doch ein günstiges Hostelzimmer buchen, wobei günstig in dieser Stadt nicht wirklich günstig ist.

08 Dezember 2006

Bitte etwas geduldig sein!

Der Plan nach Sibirien zu fahren stand schon länger, welche genaue Route und welche Städte wir unterwegs ansehen möchten steht jedoch noch nicht fest. Trotzdem ging es gestern schon mal zum Ticketschalter, das erste Drittel der Strecke, bis nach Ekaterinburg, wollten wir schon mal kaufen. Soweit waren wir uns einig. 36 Stunden Bahnfahrt für 45 €, ganz ok.
Doch Fahrkarten in Russland zu kaufen ist nicht nur ein bürokratischer Akt, das hatte ich hier ja schon erwartet, nein auch sehr zeitaufwendig. Eine Stunde hatte es gedauert, bis 2 andere Kunden vor uns abgefertigt waren und wir endlich unsere Wünsche äußern konnten. Wir hatten uns aber immerhin darauf vorbereitet und auf einen Zettel bereits alle Zugdaten geschrieben. Wirklich beschleunigt hat das die Arbeitsgeschwindigkeit der Dame hinter dem Tresen aber nicht… Schlussendlich gab es dann doch noch unser Ticket.

Zu berichten gibt es noch eine ganze Menge mehr, doch leider fehlt mir gerade etwas die Zeit. Die Uni und mein Sprachkurs neigen sich zum Ende zu, jedoch nicht ohne vorher noch mal kräftig Hausarbeiten und –aufgaben zu fordern. Außerdem erfahre ich täglich mehr, welche ganzen Prüfungen ich im Sprachkurs in nicht mal 2 Wochen ablegen soll (Vorlesen, Diktat, mündliche Wiedergabe eines Textes, Gespräch führen, von dies und jenem erzählen,…). Deshalb werde ich es dabei heute belassen und euch hoffentlich bald die weiteren Geschichten erzählen können.

29 November 2006

Sicherheit im Wohnheim?

Irgendwann musste es ja passieren. Eigentlich hatte ich das schon viel früher erwartet. Nachdem die Amerikaner schon ein paar mal um einige Rubel erleichtert wurden und auch einer (während er in der Metro schlief) seines Notebooks beraubt wurde, hat nun gestern jemand den Laptop einer Tschechin aus ihrem Zimmer gestohlen.

Dies war nun der erste Fall, dass direkt in unserem Flur geklaut wurde. Nicht, dass ich nicht erwartet hätte, dass in einem russischen Studentenwohnheim, wo die finanziellen Unterschiede der Bewohner zum Teil sehr unterschiedlich sind, die persönlichen Gegenstände höheren Risiken als vielleicht in einem mehr westlichen Wohnheim ausgesetzt sind, doch haben wir hier einen Sicherheitsdienst, der den Eingang kontrolliert und, extra für unseren Flur, eine „Deschurnaja“, die nochmals unsere Gäste kontrolliert. Diese Umstände, dass unsere Gäste, die nicht in diesem Flur wohnen, stets ihren Pass abgeben müssen um rein zu kommen und selbst kontrolliert wird, ob sie auch tatsächlich abends wieder gegangen sind, ließ mich bisher daran glauben, dass auf Ausländer besonders gut aufgepasst wird. Die Legitimität dieser Deschurnaja, die just zu diesem Moment ihren Pflichten nicht nachkam und vor allem die des Sicherheitsdienstes, der, wie man auf einem Überwachungsvideo sehen konnte, den Dieb ohne Kontrolle dessen Papiere auf sein Verlangen rein und raus ließ, ist aus meiner Sicht damit verloren gegangen. Natürlich wird jedoch nun von der Deschurnaja und der Wohnheimleitung versucht die Schuld der Zimmermitbewohnerin in die Schuhe zu schieben. Sie war gerade unter der Dusche und hatte das Zimmer nicht abgeschlossen. Was aber ganz normal ist, wenn man nur kurz unter die Dusche nebenan geht. Die Tür der Wohnung war geschlossen, wenn auch nicht abgeschlossen und der Dieb wurde von einer weiteren Mitbewohnerin gesehen, als er die Wohnung verließ, sein Diebesgut sich jedoch schon in seinem Rucksack befand. Diesem Umstand, sowie dass er vorher bereits eine andere Wohnung betrat, dort jedoch zwei Mädchen in der Küche antraf und sagte er hätte sich in der Wohnung geirrt, verdankt die Polizei ein eindeutig wieder Erkannter aus der Kameraaufzeichnung. Jedoch bezweifeln wir hier bisher die Arbeit der Polizei gewaltig. Ich wurde bisher noch nicht von ihr auf der Straße kontrolliert, doch es kommt nicht selten vor, dass bei einer Personenkontrolle Geld aus dem Geldbeutel entwendet wird. Deshalb gilt hier immer: Wertgegenstände (Handy, Geld, …) immer in die Hände nehmen, wenn die Polizei einen kontrolliert. Es bleibt abzuwarten, ob eine solche Polizei auch sinnvolle Arbeit leisten kann.

Mein Plädoyer am Ende dieser Überlegungen kann nur sein, dass all diese „Sicherheitsleistungen“ des Wohnheimes, die keine Sicherheit, sondern nur Schikane für die Bewohner darstellen (kein Besuch über Nacht, keine Partys im Zimmer ohne Stress mit der Deschurnaja, …) abgeschafft werden sollten. Stattdessen vielleicht eine Wachperson lediglich auf die körperliche Sicherheit der Studenten (bei den rassistischen Übergriffen hier vielleicht notwendig, bin mir dabei jedoch auch nicht sicher ob sich Täter von einer Tat in der Nähe eines Wohnheimes abschrecken lassen, wenn dieses bewacht wird) aufpasst und das eingesparte Geld für Reparaturen und Renovierungen genutzt werden sollte. Doch eine kritische Auseinandersetzung mit diesem Thema scheint hier wenige zu interessieren. Weder unsere hiesige Ansprechpartnerin, noch sonstige zuständige Mitarbeiter sehen die Notwendigkeit und das Wohnheim in irgendeiner Schuld. Dass sich die beiden Bewohner des betroffenen Zimmers zudem ständig streiten verursacht außerdem, dass die Bestohlene ihren Hass auf ihre Mitbewohnerin erhöht und den Behauptungen der hiesigen Angestellten blind zustimmt.

Wesentlich erfreulicher ist dagegen, dass die Ditze-Stiftung der TUHH mir nun doch ein Stipendium zugesprochen hat. Über diese Mitteilung hab ich mich natürlich sehr gefreut, macht sie doch meine verbleibende Zeit wesentlich angenehmer…

Und allen interessierten, die bei meiner häufigen Berichterstattung über Partys vermuten ich bin hier nur am Feiern, möchte ich einen Teil meiner Semesterarbeit präsentieren. Zur Aufgabe wurde uns gemacht einen Fluss zu begradigen. Also nicht wie bei uns einen begradigten Fluss in einen möglichst natürlichen Zustand zurückzuführen, nein, hier wird Natur erstmal zerstört. Für uns erstmal nur auf dem Papier, doch mein „Zerstörungsplan“ im Sinne florierender Schiffstransportunternehmen nimmt langsam Gestalt an. Hier einige Ausschnitte:

Mein Flussausschnitt mit der kleinen Schleife im Flussbett soll möglichst eine gradlinige Vertiefung in der Mitte aufweisen. Stattdessen soll die Schleife möglichst so gestaltet werden, dass das Wasser hier nicht mehr entlang fließt.










Der Schnitt durch den Flussausschnitt zeigt die Vertiefung und die Umlagerung des entnommenen Bodens. Gestrichelt ist die zu erwartende Flussbettausbildung nach der Arbeit eingezeichnet. Darüber ist der zu erwartende Durchfluss als Summendiagramm aufgetragen.


23 November 2006

Presseübersicht

Heute will ich es kurz machen, denn meine Geschichte, wenn auch etwas ausführlicher und besser als ich sie erzählt hätte, habe ich gerade im Internet gelesen. Und weil ich schon mal dabei war hab’ ich noch ein paar weitere, wie ich finde äußerst interessante, Artikel über Russland zusammengesucht.

Also zunächst der Artikel, über dessen Inhalt ich eigentlich berichten wollte. Seit einiger Zeit sind mir hier Obdachlose aufgefallen, die Glasflaschen und Dosen sammeln. Und das, obwohl es hier kein offizielles Pfandsystem gibt, bedeutet für sie eine der wenigen Einnahmequellen. Ob betteln hier verboten ist weiß ich nicht, jedenfalls sieht man wesentlich weniger als in Hamburg. Ich denke vor allem der Erlös von betteln ist hier wesentlich geringer als bei uns. Ein Bericht darüber habe ich auf Russland-Aktuell gefunden.

Ein zweiter, recht wirtschaftlich gehaltener, Artikel über Russlands Politik und Wirtschaft gibt gute Aufschlüsse über die Veränderungen hier, die wir häufig in unserm Russlandbild noch nicht übernommen haben und die mögliche zukünftige Entwicklung Russlands.
http://blog.zeit.de/herdentrieb/?p=95

Und zum Schluss möchte ich noch auf zwei Artikel aus der heutigen taz hinweisen, die sich mit dem in London vergifteten ehemaligen KGB- und FSB-Agenten beschäftigen. Was Journalisten für solche Artikel hier droht brauch ich ja nicht erwähnen. Deshalb sind Artikel, wenn man überhaupt darüber etwas findet, in russischsprachigen Medien äußerst kurz und wertneutral gehalten. Doch deutsch- oder englischsprachige Medien hier thematisieren solche Geschehnisse durchaus auch in kritischen Tönen. Scheinbar wird deren Einflussbereich jedoch als zu gering eingestuft, als dass deren Redakteure etwas zu befürchten hätten…
http://www.taz.de/pt/2006/11/23/a0204.1/text

http://www.taz.de/pt/2006/11/23/a0205.1/text

Viel Spaß beim Lesen!

20 November 2006

heute frei!

10 Uhr und auf zur Klasse, doch hing dort heute nur ein Zettel mit unleserlicher Schrift. Sollte aber wohl heißen, dass unsere Lehrerin noch immer (wie seit Donnerstag) krank ist und somit der Unterricht heute ausfallen musste. Naja, habe die Zeit dann mal zum Vokabellernen genutzt. Und jetzt natürlich auch um wieder mal von neuem zu berichten.

Freitag ging es spontan mit einer recht großen Gruppe in den neuen James Bond. Sprachlich habe ich nicht so viel verstanden, doch der Inhalt kam rüber. So möchte ich mal sagen, dass es ein sehenswerter Bond-Streifen ist, die Geschichte jedoch besser, ausgereifter hätte sein können. Anschließend machten wir uns noch auf zu einer „finnischen“ WG auf, tranken dort noch ein paar Bier. Verglichen mit meinem Zimmer wohnen die im reinsten Luxus. Im Grunde jedoch eine ganz normale (europäische) Wohnung. Und dementsprechend viel müssen sie auch an Miete bezahlen.

Den Samstag nutzten dann Tilo und ich um in einer ewig langen Fahrt mit Metro und Straßenbahn ans andere Ende der Stadt zu gelangen und dort den … Palast, in dem im letzten Sommer auch der G8-Gipfel stattfand, anzusehen. Als staatlicher Austragungsort solcher Veranstaltungen sind der Palast und die dazugehörigen Villen, direkt am Meer gelegen, ganz gut bewacht. Man muss Kontrollen über sich ergehen lassen und kann nur mit einer speziellen Führung in das Areal eintreten. Ich hatte das Gefühl, dass hier noch mehr Geld, als üblicherweise in Prachtbauten gesteckt wird, investiert wurde. Es ist dann auch ab und zu etwas merkwürdig, wie alter Stil und neueste Technik zusammen wirken und aussehen.

Abends ging es mal wieder feiern, diesmal jedoch sehr unbefriedigend. Der als Rockschuppen angekündigte Laden entpuppte sich vor Ort leider als Technodisco. Etwas verwundert tranken wir erstmal ein Bier und befragten unsere Tischnachbarn zu dieser Seltsamkeit. Wir wurden belehrt, dass hier die erste Hälfte des Monats Rock und in der zweiten Techno gespielt wird. Nun wissen wir bescheid, wollen uns aber sicher nicht auf diese vage Regelung verlassen und werden wohl zukünftig andere Läden vorziehen.

Sonntagmorgen wurden wir dafür mit einem wunderbaren russischen Frühstück entlohnt. Ira kam vorbei und wollte uns unbedingt einmal bemuttern. Sie machte dann Pelmini (das ist hier ein ganz beliebtes Essen; Teigtaschen mit Fleischfüllung, gibt es aber auch mit Kartoffel- oder anderer Füllung), jedoch mit verschiedenen süßen Füllungen und einer Art Sahne-Quarksoße. Sehr lecker!

16 November 2006

wieder eine Woche rum...

Lange nichts mehr geschrieben, da wird es Zeit euch von neuen Geschehnissen zu berichten.
Zunächst hab ich mich nun wieder prächtig von meiner kleinen Geburtstagsfeier am Samstagabend erholt. Meine Mitbewohner und unsere Nachbar-WG haben mich mit einem üppigen Abendmahl und einigen Getränken überrascht. Wir saßen zu neunt gemeinsam in der Nachbarküche, was dann auch zwangs- und praktischerweise Auftakt zur Party war. So fand sie nicht bei mir, sondern nebenan statt. Noch bevor wir alle Flaschen leeren konnten mussten wir uns zur Metro aufmachen um in der Innenstadt weiterfeiern zu können. Ca. 15 Leute folgten diesem Aufruf und die Nacht endete für einige sehr spät (oder besser früh am nächsten Morgen). Doch dass das noch zu toppen ist bewies Tapio. Der traf erst um 12 Uhr mittags wieder bei uns ein und ließ es sich nicht nehmen mich sofort und total betrunken zu wecken um von seinem Durchhaltevermögen zu berichten. Mir hat es sehr gefallen! Und ich bin nun auch Besitzer eines eigenen Hockers in unserer Küche geworden. Eher schon antik wurde er in unserer Gebrauchtbücherhandlung nebenan erstanden und nicht, wie ich zunächst vermutete, aus einem anderen Zimmer entwendet.

Bei einem Bummel durch eine CD-Handlung habe ich mir kurzerhand zwei CDs/DVDs gekauft. An sich wohl nichts besonderes, auch wenn hier wohl etwas günstiger. Die eine CD, ein Russisch-Deutsch-Übersetzer von einer russischen Softwarefirma und somit original kostete keine 5 €. Nun fragt man sich zwangsweise warum Originalsoftware hier so günstig verkauft wird. Bei meinem Griff in das nächste Regal viel mir dann auch sogleich eine DVD ins Auge, die von einer selten Zusammenarbeit der zwei größten Grafiksoftwarehersteller zeugte. Diese beiden Markführer scheinen für Russland eine Zusammenarbeit anzustreben. Jedenfalls suggeriert dies die Verpackung. Für schlappe 3 € gibt es alle aktuellen Programme dieser beiden Marktführer, die auf dem europäischen oder amerikanischen Markt locker über 1000 € gekostet hätten. Doch Russland ist nicht in der WTO und überwacht auch nicht die Einhaltung solcher Patentgesetze. So kann dann eine russische Firma, ganz offiziell und legal ausländische Software kopieren und verkaufen, auch Zusammenstellungen die es bei uns wohl nie zu kaufen geben wird…

Da sich auch Russland derzeit im demographischen Wandel befindet und versuchen muss gegenzusteuern wird hier gerade ein neues Gesetz besprochen und wohl am Freitag in letzter Lesung beschlossen. Demnach sollen Frauen zukünftig für ihr zweites Kind ein Prämie von 250.000 Rubel (etwa 7.350 €) bekommen. Das ist hier so etwa ein Jahresgehalt, auf dem Lande sicherlich noch wesentlich mehr. Es wird sich zeigen müssen ob dieser finanzielle Anreiz mehr russische Paare zu Kindern bewegen lässt, doch kann ich mir das bei der Fixiertheit auf Geld und Luxus, die hier viele Leute an den Tag bringen, durchaus vorstellen. Im Ganzen lässt sich jedoch sagen, dass es eine längst fällige höhere Unterstützung von bedürftigen Familien ist. Das bisherige Kindergeld (es wird gerade von 70 (~2 €) auf 700 (~20 €) Rubel im Monat erhöht) reicht auch bei den hiesigen Preisen nicht weit. Und alleine in den letzen 3 Jahren hat Russland etwa 1 Millionen Einwohner „verloren“ und das obwohl mehr Leute zu- als abwandern.

Zuletzt möchte ich euch noch von unseren Diskussionen über das hier herrschende Wasser- und Stromsystem berichten. Zähler, ob für Wasser, Strom oder Gas, sind hier sehr sehr selten. Zumeist bezieht man solche Ressourcen mittels einer Pauschale, die natürlich am Durchschnittsverbrauch festgemacht werden. Das führt nicht gerade zu sparsamen Umgang. So zahlt man hier zum Beispiel für 200 Liter Wasser pro Person und Tag. In Deutschland liegt der Durchschnitt bei etwa 130 Liter, sparsame Leute kommen auch mit unter 100 Litern aus. Da die Heizung schon mal nicht regelbar ist kann man auch nicht lüften ohne gleichzeitig zu heizen. Und wenn das Haus schlecht gedämmt ist oder alte Fenster besitzt, so wird eben ein stromgespeister Zusatzheizkörper eingeschaltet. Der Strom wird auch nicht abhängig vom (eigenen) Verbrauch bezogen…

Der warme Wettereinfluss Resteuropas hat nun auch uns erreicht. Die Temperaturen schwanken nun nur noch um die 0 Grad und all unser schöner Schnee ist leider weggeschmolzen.

06 November 2006

ein verlängertes Wochenende

Noch bin ich euch den Beweis schuldig geblieben, dass es nicht bei den paar Zentimetern geblieben ist. Das möchte ich hiermit nachreichen. Zwar sind die beiden Bilder schon vom Dienstagabend, wir hatten eine grandiose mitternächtliche Schneeballschlacht mit ungefähr 30 Bewohnern dieses Studentenheimes, doch sieht es draußen (mittlerweile wieder) genauso aus. Das zweite Bild ist der verschneite Blick aus meinem Fenster.

Heute war bei mir frei. Fast hätte ich gedacht, die feiern hier die Oktoberrevolution noch immer, dieser Feiertag war jedoch der 7. November (aufgrund der unterschiedlichen Kalender war die Oktoberrevolution in unserem November). Doch wurde vor einem Jahr dieser Feiertag abgeschafft und stattdessen ein neuer eingeführt. Am 4. November wird nun der „nationalen Einheit“ gedacht. Es musste weit in den Geschichtsbüchern geblättert werden um diesen „denkwürdigen“ Tag zu entdecken. Doch wurde 1612 Moskau von der polnischen Besatzung wieder befreit, was nun wohl auch wieder die Russen wissen dürften, und somit haben sie einen Ersatzfeiertag im November gefunden.

Dieser wird hier von einigen Rechten auch als Gelegenheit genutzt gegen alle Ausländer zu hetzen und zu marschieren. In Moskau gingen 3000, St. Petersburg 300 auf die Straße. Nennenswerte Gegendemonstrationen gab es nicht. Ob aus Angst oder Desinteresse, ich weiß es nicht.

Nun muss ich aber noch erklären, warum denn der 6. November frei war, wenn doch am 4. November der Feiertag sein sollte. Das liegt daran, dass laut russischem Gesetz Feiertage, die auf ein Wochenende fallen, am kommenden Montag „nachgeholt“ werden. So etwas hätte ich auch gerne in Deutschland!

Es ging also heute nach Vyborg, einer kleinen Stadt etwa 120 km nördlich von St. Petersburg. Sie war lange Zeit finnisch, was man am Baustil noch erkennen mag. Die Fahrt dorthin verbrachten wir in einem Vorortzug, drinnen kaum wärmer als draußen. Je nördlicher wir kamen, desto höher wurde der Schnee. Und auch die Temperatur nahm noch um einige Grade ab. Wie kalt es nun genau war vermag ich nicht zu sagen, doch das Thermo- meter hier in St. Petersburg hat heute -9° angezeigt. Den ganzen Tag über hat es zudem geschneit. So beschlossen wir schließlich die Rückfahrt mit einem Bus zu wagen. Der ist zwar etwas teurer (5 statt 1,80 €), doch wesentlich bequemer und wärmer. Leider brauchte auch er zweieinhalb Stunden für die Strecke.

Die beiden weiteren Fotos zweigen zwei Gebäude in Vyborg, man achte auf die wenigen und kleinen Eiszapfen. Wir haben uns bei diesem Anblick heute gefragt, ob jährlich mehr Leute durch Eiszapfen oder Kokosnüsse erschlagen werden...

Berichten möchte ich euch noch von einem unfreiwilligen nächtlichen Spaziergang durch das nördliche St. Petersburg. Auf meinem Weg nach Hause wollte ich die Strecke mit der Metro durch die Innenstadt sparen (alle Metros gehen durch das Zentrum und Umsteigen ist nur hier möglich), da ich bereits im Norden der Stadt und somit im Grunde nicht so weit von meinem Wohnheim entfernt war. Mein Stadtplan zeigte mir eine mögliche Tram- und eine mögliche Trolleybusverbindung zu mir. Also wartete ich. Nach zwanzig Minuten kam endlich meine Straßenbahn, doch nahm sie mich nur vier Stationen weit mit. Dann erklärte mir der Fahrer, dessen einziger Fahrgast ich war, dass er nun hier ins Depot fährt, da irgendwo, ein paar Straßen weiter, an der Strecke repariert werden würde. Toll. Mitten im Nichts. Ich musste erstmal einige Zeit gehen bis ich zu einer weiteren, für mich möglichen Haltestelle eines Busses kam. Bei diesem Spaziergang kam ich an einem verlassenen, halb verfallenen Haus vorbei. In diesem, die Fensterscheiben waren schon zum Großteil durch Pappe ersetzt, hielten sich zwei alte Frauen auf, schwer damit beschäftigt weitere Pappe in das Haus zu tragen. Ich denke das Obdachlosenleben hier in St. Petersburg wird noch um einiges härter sein als in Hamburg. Auch wenn ich bisher keine in Hauseingängen schlafenden Personen gesehen habe, so wird es in diesen Ruinen nicht viel angenehmer sein. Reines Betteln kommt hier jedoch etwas seltener vor als bei uns. So frage ich mich, woher die ärmsten der Armen hier ihr Geld für Essen bekommen?

Schließlich kam mein Bus, riss mich aus meinen Gedanken und Überlegungen und brachte mich zurück in mein warmes Zimmer.

31 Oktober 2006

Schneemann im Oktober

Vorher hätte ich es nicht für möglich gehalten, doch hier der Beweis: schon im Oktober kann der Schnee für einen Schneemann reichen (gestern Abend errichtet). Und seitdem hat die weiße Pracht sogar noch zugenommen. Ich hoffe auf einen reichhaltig weißen Winter!

29 Oktober 2006

leise rieselt der Schnee...

Der erste Schnee ist gefallen. Und gleich auch etwas liegen geblieben. Nachdem ich das erste Schneestürmchen in Kneipen verbracht habe und schließlich nur die Auswirkungen erblickt hatte, rieselte mir bei meinem heutigen Sonntagsspaziergang das kühle Weiß auf den Kopf. Irgendwie passt es zu der ganzen Szenerie. Denn meinem Stadtführer folgend bin ich heute nicht allzu weit von meiner Unterkunft entfernt gewesen. Ich wollte die größte Gedenkstätte an die Belagerung Leningrads besuchen. Ein Friedhof, doch eher eine Anneinaderreihung von Massengräber, in denen über 500.000 Menschen liegen. Kinder, Frauen, Männer und Soldaten. Unter den lang gezogenen Erdhügeln mit den Jahreszahlen davor kann man sie erahnen. Dazu wird Trauermusik aus Lautsprechern gespielt. Und ich war der einzige Besucher in diesem riesen Areal. Eine merkwürdige Stimmung.

Eine ganz gegensätzliche herrschte dabei am gestrigen Abend. Da war unser Zimmer mal wieder Partyanlaufstelle. Einige Kommilitoninnen von Lassi und viele weiteren Leute aus unserem Flur kamen zusammen. Nach einigen Getränken kam jedoch um 11 Uhr unsere „Deschurnaja“ (deren Zweck ich noch immer nicht verstanden habe…) und warf unsere Gäste in bester russischer Tonlage aus unserem Flur. Denn, so mussten wir unlängst lernen, dürfen wir hier nur bis 23 Uhr Gäste empfangen. Die Bewohner anderer Stockwerke immerhin bis Mitternacht. Manchmal komme ich mir hier vor wie im Kindergarten.
Nach dieser kurzen Theatereinlage ging es weiter in die Innenstadt. Und die zusätzliche Stunde, die die Metro Pause machen durfte, wurde von uns bei einigen Bieren in einer netten Bar verbracht. So war ich, mittlerweile hier schon zu der für feiernden Studenten aus dem Wohnheim üblichen Zeit, um halb 7 zurück in meinem Bett.

28 Oktober 2006

kulturelle Abendgestaltung

Nachdem leider am Dienstagabend, unserem regelmäßigen Wohnheimpartytag, nicht viel in los war bin ich am Mittwochabend mit einigen Leuten in die Oper gegangen. Zu sehen gab es ein russisches Stück, „Boris Godunov“. Bisher war ich nicht unbedingt Opern begeistert, und muss auch gestehen, etwas voreingenommen, nicht viele gesehen zu haben. Doch wurde ich kurzerhand überredet mitzukommen. Bei nur 6 € für eine Studentenkarte ging das auch recht schnell, zumal ansonsten nicht so viel abends los ist. Natürlich könnte man lernen oder sonstige sinnvolle Dinge tun, so stell ich mir aber nicht meine ganzen Abende in Russlands Kulturhauptstadt vor. So saß ich nun in einem recht schönen Theater (Mussorgski-Theater), welches jedoch bei weitem nicht gefüllt war. So wurden spontan die oberen 3 Ränge geschlossen (wir hätten im 2. sitzen sollen) und diejenigen, die dafür ein Karte hatten, gebeten in der Belletage oder im Parkett platz zu nehmen. Wir saßen schließlich in der 3. Reihe, ca. 10 m von der Bühne entfernt, mit sehr gutem Blick auf Bühne und in den Orchestergraben. Ich würde meinen, auf Bühne und im Orchester waren zusammen etwa genauso viele Leute wie Zuschauer (jeweils etwa 100). Das Stück ging dreieinhalb Stunden und zog sich streckenweise ziemlich hin. Ich hatte im Vorwege die deutsche Zusammenfassung gelesen, was auch recht hilfreich zum Verstehen war. Denn vom Gesang verstand ich reichlich wenig. Ins Gesamt ziehe ich für mich die Bilanz, dass es eine nette Abwechslung und das Orchester ganz gut war, ich jedoch weiterhin Theater bevorzuge.

Des Weiteren habe ich mal wieder Bekanntschaft mit der russischen Bürokratie gemacht. Unsere hiesige Ansprechpartnerin hat sich mit juristischer Hilfe dafür eingesetzt, dass auch Ausländer, die hier studieren, ein Anrecht auf eine vergünstigte Fahrkarte für den öffentlichen Nahverkehr haben. Sie kam nun also strahlend zu uns um dies zu verkünden und ich wollte dies nun gleich mal testen (die meisten haben sich nur bedankt und anschließend gesagt, dass sie die eh nicht bräuchten, weil sie nicht so viel herumfahren würden). Ob sich die Karte finanziell lohnt weiß ich nicht wirklich, sie kostet 300 Rub (9 €) pro Monat und beinhaltet Metro, Tram, Bus und Trolleybus in ganz St. Petersburg. Eine einzelne Fahrt mit einem dieser Transportmittel, egal wie lang, kostet 12 Rub (35 Cent). Da wird jeder sofort sagen, lohnt sich schnell. Doch viele der hier wohnenden bleiben während der Woche hier in der Gegend, mich bisher häufig eingeschlossen. Doch mit der Karte fühl ich mich vielleicht zukünftig etwas eher nach einem Nachmittag in der Innenstadt.
Also nun zu meinem bürokratischem Erlebnis. Diese Fahrkarte bekommt man nicht an jeder Ecke, ich musste dafür fast ne Stunde mit der Metro in die südliche Stadt fahren. Dort gab es eine Art Büro für alle die ein Anrecht auf Vergünstigungen haben. Das waren auch an diesem Nachmittag nicht wenige. Somit erstmal anstehen. Dann, in Zimmer Nr. 2 Pass und Studentenausweis vorzeigen, einen Zettel in Empfang nehmen, diesen ausfüllen und zu einer Bank, etwa 10 Minuten Fußweg bringen. Hier wieder anstehen, wieder den Ausweis vorzeigen (jedes Mal, wenn ich meinen deutschen Ausweis vorgezeigt hatte wurde ich etwas verwirrt angesehen, doch anscheinend hatten sie mich schon im System…) und 5 € bezahlen. Mit dem Einzahlungsbeleg zurück, diesmal in Zimmer Nr. 1. Hier wurde ein Foto von mir für die Magnetkarte gemacht und direkt draufgedruckt (ich dachte schon es heißt nun komm in einer Woche wieder, wenn wir das auf die Karte gedruckt haben). Noch mal alle Daten zwischen PC und Ausweis abgeglichen und schon durfte ich weiter zur Metrostation. Denn hier erst konnte ich dann die wirkliche Monatskarte kaufen, die dann auf die Magnetkarte geladen wird. Nach über einer Stunde war ich endlich fertig und recht stolz auf mich, dass ich diesmal immer verstanden habe was als nächstes zu tun war und wo sich was befindet.

Soviel soweit, an diesem verregneten Wochenende werde ich mir mal ne Museumstour vornehmen…

20 Oktober 2006

Studentische Wohlfahrt & Russischer Winter in St. Petersburg?

Als russischer Student ist man automatisch in einer Art Studentenkrankenkasse der Universität „versichert“. Ob das ein Vorteil im Vergleich zum staatlichen Krankensystem ist weiß ich nicht. Denn man ist als Student dann auch verpflichtet sich in der unieigenen Polyklinik behandeln zu lassen. Als wir hier her kamen und einen (russischen) Aidstest machen mussten haben wir eine Klinik in der Innenstadt (war auch eine staatliche) vorgezogen. Und das nicht alleine wegen der Wartezeiten. Als Austauschstudent (zumindest EU) muss man in der Regel eh eine Krankenversicherung im Heimatland vorweisen. Doch können manch andere ausländische Studenten auch die „Uni-Krankenversicherung“ wählen, anstatt einer teureren in ihrem Heimatland.
Warum ich dies nun alles erzähle? Diese Woche war nun eine Art „Generaluntersuchung“, vielleicht ähnlich der Musterung, für alle mit dieser „Uni-Krankenversicherung“. Dies erinnerte mich etwas an die vorgeschriebenen Impfungen und Untersuchungen in der Grundschule…


Russischer Winter in St. Petersburg

Wenn, dann auch den richtigen russischen Winter kennen lernen, dachten sich Tilo, Tapio und ich. Also ab nach Sibirien. Als krönenden Abschluss unseres Aufenthaltes hier wollen wir noch etwas verreisen. Angebote im Internet wurden durchstöbert und dabei sind wir auf die Fluggesellschaft S7 aufmerksam geworden. S7 heißt eigentlich Siberian Airlines und bietet zurzeit Flüge für 33 € von Irkutsk nach Moskau an. Zwei Klicke später stand also unser Ziel, Irkutsk, fest. Per Bahn werden wir die etwa 6000 km auf dem Hinweg bewältigen und wollen dabei noch einige andere Städte betrachten. Welche genau steht noch aus und hängt auch etwas vom Fahrplan der Bahn ab.



Mein Rückweg gleicht dann etwa einer Flucht in wärmere Gefilde. Quasi Non-Stop, sollte alles so laufen wie ich mir das Vorstelle, geht es von Irkutsk bis Hamburg innerhalb von 4 Tagen (Irkutsk à[Flugzeug]à Moskau à[Bahn]à St. Petersburg à[Bus]à Helsinki à[Flugzeug]à Hamburg). Und damit sollte ich am 30. Januar wieder aus Russland draußen sein. Dass ich das hier so erwähne benötigt wohl eine Erklärung. Denn wenn man, aus welchem Grund auch immer, das Visum überzieht, kann man davon ausgehen noch einige Wochen länger hier bleiben zu dürfen. Da kennt die Bürokratie mal wieder keine Gnade, wie ein deutscher Zivi hier zu berichten wusste. Ein Kollege von ihm, der am Abend vor seiner Heimreise noch mal kräftig Abschied gefeiert hatte und daraufhin am nächsten Morgen seinen Flieger verpasste, verbrachte schließlich über einen Monat extra in Russland.

Nicht unbedingt aus diesem Grund, eher spontan, beschlossen wir am Mittwoch das kräftige Feiern vorzeitig vorzuziehen. Aus „einem Vodka vor den Hausaufgaben“ (ich sollte über meine Freunde schreiben) wurde eine recht ausgelassene und feucht fröhliche Party in unserem Zimmer. Und das, obwohl wir alle am nächsten Morgen zur Uni mussten. Im Endeffekt gingen dann nur Lassi und ich zu unseren Kursen. Ich hatte Sprachkurs und fühlte mich durchaus noch etwas vom Alkohol beeinflusst. Leider musste ich nach dem Betreten der Klasse feststellen, dass ich der einzige pflichtbewusste Student an diesem Morgen war. So kam ich unverhofft zu einer Privatstunde. Ich möchte nicht wissen, was Galina, meine Lehrerin, über meine Fahne dachte. Den Rest des Tages waren wir dann immerhin zu zweit. Und auch heute fanden sich nicht mehr ein… Dafür muss ich allerdings auch sagen, dass Sprachunterricht mit nur zwei Schülern für uns recht ergiebig ist und mich es deshalb nicht sonderlich stört, dass andere es vorziehen nicht so häufig zu erscheinen.

13 Oktober 2006

Post ist da!

Manchmal geschehen hier Wunder, an die ich nicht mehr geglaubt hatte. Heute war ein solcher Tag. Unsere Testpostkarte, mit der wir testen wollten ob auch Post mit Lateinischer Schrift ankommt, ist nach über 5 Wochen hier angekommen. Das topt sogar die Post, die ich mittlerweile aus Deutschland empfangen habe. Hier war die Post mit Adresse in kyrillischer Schrift ca. 14 Tage unterwegs, in lateinischer ca. 20 Tage. Bei solchen Werten ist es nicht verwunderlich, dass alle größeren Firmen hier eine finnische Postfachadresse haben über die ihnen per Kurier die Post zugestellt wird. Auch kann man für etwa den 4fachen Preis über die finnische Post verschicken. Europa in angeblich 4 Tagen. Ansonsten, mit der Russischen Post, sind einige meiner Karten nach etwa 2 – 3 Wochen angekommen…

Als Student in einem anderen Land ist man immer noch ein wenig Tourist und möchte vieles der neuen Stadt erleben und sehen. Hier eine kurze Zusammenfassung über meine Ausflüge in die nähere Umgebung:
Mein erster Ausflug den ich unternommen hatte ging nach Peterhof. Darüber hatte ich bereits berichtet. Peterhof und Puschkin, wo ich mittlerweile auch schon war, sind die Standardausflüge eines jeden St. Petersburg – Touristen. Es sind sehr schöne Orte, herausgeputzt, mit viel Geld renoviert oder wieder aufgebaut (wie das Bernsteinzimmer), große gepflegte Parks umgeben die prunkvollen Gebäude. Doch nicht nur diese Orte sind einen Besuch wert. Auch gerade die nicht so bekannten sollten besucht werden. Hier muss man die Touristenströme nicht so sehr fürchten, sieht häufig mehr das typisch russische Bild. Lomonosov (Oranienbaum) ist ein Beispiel für einen Ort, der sich zwischen diesen beiden Stadien befindet. Auch hier, ein Park mit altem Palast, Kirche und weiteren Gebäuden. Besonders der weitläufige Park kann sich sehen lassen. Und die Gebäude sind derzeit fast alle eingerüstet. Demnächst wird man wohl viele Besucher erwarten. Noch sind die Eintrittspreise vergleichsweise gering.
Auch Kronstadt ist definitiv einen Besuch wert. Dieses kleine Städtchen, gelegen auf einer Insel vor St. Petersburg, verbunden mit einem Damm, war bis vor 10 Jahren nicht für Besucher zugänglich. Hier befand und befindet sich noch immer ein wichtiger Marinestützpunkt. Die Stadt, schon immer als Festung angelegt gewesen, bietet dem Palasthungrigen Touristen wenig. Es gibt nur einen kleinen und eine recht große Kirche, die mittlerweile Theater und Museum (im Übrigen ein sehr empfehlenswertes über die Geschichte der Stadt) ist. Doch kann man hier der Hektik der Großstadt entfliehen. Die Autofahrer sind plötzlich nicht mehr so rücksichtslos und die Leute auf der Straße gehen viel gemütlicher ihre Wege. Auch kann man in Kronstadt recht gut und günstig essen (sollte man eines der wenigen Restaurants entdecken).
Mein bisheriger Favorit ist jedoch Schlüsselburg. Dieses kleine russische Städtchen liegt etwa 40 km östlich am Ladoga-See. Seine Geschichte reicht wohl weit zurück und es hatte eine herausragende Rolle im 2. Weltkrieg. Mit einem Schiff, dessen Ableger man erstmal erfragen oder suchen muss, denn kein Schild weist darauf hin, kann man auf eine Insel übersetzen. Nur wenige Besucher sind hier anzutreffen. Bei unserem Ausflug waren nur noch zwei Russen aus Moskau anwesend, so dass der Bootsführer fragte, wann er uns denn wieder abholen solle. Einen Fahrplan gibt es also eher nicht. Auf der Insel befindet sich die eigentliche Burg. Diese, mehr eine Ruine als noch bestehende Gebäude, beherbergt ein Freilichtmuseum (auch in englischer Sprache) und lädt zum Spazieren und Verweilen ein. Außerhalb der Burgmauern, am „Strand“ zum Ladoga – See, kann man die Aussicht genießen und könnte, mit Isomatte und Schlafsack, gut eine Nacht dort verbringen. Einige Feuerstellen zeugen von solchen abendlichen Besuchen.

Ob man mit Schiff, per Bahn oder mit dem Minibus (маршрутка) unterwegs ist, schon die Fahrt ist meist ein Erlebnis für sich.
Da fährt man schon mal auf Autobahnen ohne Fahrbahnmarkierung und Mittelstreifen, die auch von vielen Radfahrern benutzt werden. Der Standstreifen verdient seinen Namen hier wirklich, denn er dient sowohl als Bushaltestelle, wie auch als Parkplatz.
Manche Vorstadtzüge müssen schon sehr alt sein. Fenster fallen fast raus oder wurden notdürftig wieder irgendwie angebracht. Und auf manch einem Abstellgleis sieht man dann aussortierte Lokomotiven und Waggons, denen man ansieht, dass sie schon fast 100 Jahr alt sind. Auch einige Lokomotiven die noch mit Kohle funktionierten waren darunter.

Alles in allem mal wieder ein recht langer Text. Ich hoffe ich langweile euch nicht zu sehr mit solchen Details. Ach ja, heute ist auch noch ein ganz besonderer Tag, wurde uns gesagt. Denn statistisch gibt es ab heute (bald) den ersten Schnee…

09 Oktober 2006

endlich wieder neue Fotos!

Ich hab welche zusammengestellt und hier sind sie, nun könnt ihr sie nach herzenslust betrachten!

Bis bald!

06 Oktober 2006

alltägliches

Heute war der Tag, den viele Russen im Herbst herbei sehnen. Die Heizung wurde für mein Viertel angeschaltet. Das klingt nun etwas banal, wenn man deutsche Zentralheizungen gewöhnt ist, doch gibt es hier ein etwas unterschiedliches Heizungssystem. Das warme Wasser für die Heizung wird nämlich staatlich verwaltet. Das heißt, irgendwann entscheidet einer der oberen Beamten, heute ist der richtige Tag. Und schon laufen alle Heizungen der Gegend an. Man kann sie dann auch nicht mehr ausschalten oder regulieren. Das ist nicht vorgesehen. Sie ist dann einfach warm, so wie nun auch unser Zimmer.

Es wird nun auch mal Zeit, dass ich euch von meiner Fakultät erzähle. Am Rande meines Campuses gelegen (der im Übrigen in einem sehr netten Park liegt) hat das Gebäude bisher noch nicht so viel Geld für Renovierungsarbeiten abbekommen. Erste Fortschritte kann man in manchen Klassenräumen schon bestaunen, doch von außen hat es bisher nur für ein Netz über dem Haupteingang gereicht. Dieses fängt mehr oder weniger zuverlässig die Teile auf, die von der Fassade so langsam abbröckeln und soll somit verhindern, dass uns die Brocken auf den Kopf fallen. Warum ausgerechnet die Bauingenieure das heruntergekommenste Gebäude haben ist fraglich. Vielleicht ist es aber auch einfach nur ein Langzeitexperiment unter realen Bedingungen für die russische Baufertigkeit?

30 September 2006

Faschisten / Antifaschisten in St. Petersburg

Meine ersten Eindrücke, dass es hier weniger Faschisten gibt als in Hamburg scheinen nur auf den ersten Blick zu stimmen. Denn sind diese hier nicht so einfach am Äußeren zu erkennen wie bei uns. Nachdem letzten Sonntag hier ein indischer Student regelrecht abgeschlachtet wurde (8 Vermummte haben vor seinem Studentenwohnheim ihn gezielt mit mehreren Messerstichen getötet) und das schon der 4 Mord an ausländischen Studenten in diesem Jahr ist, habe ich mich mal mit engagierten Studentin (davon gibt es hier nicht allzu viele, oder ist das typisch TU?) unterhalten. Es gab als Reaktion auf den Mord eine Demo am Montag, von der ich jedoch erst später aus der Zeitung erfahren habe. Denn es scheint hier keine große Mobilisierung für solche Demos/ Mahnwachen zu geben. Mir wurde erklärt, dass das hier nur durch Mund-zu-Mund-Weitergabe geschieht, da die Antifaschisten zu große Angst vor den Nazis, die scheinbar klar in der Überzahl sind, haben. Denn nicht nur, dass Ausländer gezielt getötet werden (keine Schlägereien, wie zumeist bei uns, sondern Messer- / Schusswaffenangriffe mit dem klaren Ziel zu töten), auch Aktivisten der Antifa wurden so schon ausgeschaltet (z.B. vor etwa einem Jahr einer aus der Gruppe, in der das Mädchen aktiv ist, bei einem Restaurantbesuch). Ihre Treffen werden deshalb nur noch privat bei jemandem zu Hause abgehalten, Aktionen nur innerhalb der Antifaszene angekündigt.
Die Polizei und Staatsanwaltschaft geht dabei nicht gerade pflichtbewusst mit der Ermittlung der Täter um. Wenn sie überhaupt ermittelt werden (dafür genügen nicht einfache Zeugen, sondern irgendjemand „höheres“ muss nach Strafe rufen), so wie in dem Fall des ermordeten Antifas, dann fallen die Strafen äußerst milde aus (2 Jahre Knast für jeden, der damals mitgeholfen hatte. Die 2 Jahre kommen dabei folgendermaßen zustande: 16 Jahre Haft für den Mord, geteilt durch 8 Täter, macht 2 Jahre für jeden).
Das größte Hindernis für eine erfolgreiche Arbeit gegen das faschistische Gedankengut ist jedoch die überwiegende Ignoranz der meisten Bürger hier. So etwas wie Hilfsbereitschaft (z.B. mal beim Treppenruntertragen eines Kinderwagens helfen) gibt es sehr selten, und so ist es auch nicht verwunderlich, dass alle bei körperlichen Angriffen weggucken, geschweige denn sich für das Leben von anderen Menschen (egal ob Ausländischer oder Einheimische) interessieren. Faschisten haben es da sehr einfach mit plumper Propaganda den Menschen einzureden, dass andere Personengruppen dafür verantwortlich sind, dass es ihnen selbst nicht ganz so gut geht wie es vielleicht sein könnte.
Ein weiterer katastrophaler Zustand ist das Notrufsystem in dieser Stadt. So kommt ein gerufener Krankenwagen nie vor 30 Minuten zum Opfer, tagsüber, wenn der Verkehr noch dichter ist, kann es sogar über eine Stunde dauern. Der Verkehr ist dabei nur ein Teil des Grundes. Für uns ist es unverständlich, warum ein Krankenwagen im Einsatz (mit Martinshorn und Blaulicht) genauso im Stau steht und kein Auto ihn durchlässt, warum er sich nicht mal traut bei rot auf eine Kreuzung zu fahren (kein Auto würde für ihn bremsen). Darüber hinaus hat diese Stadt einfach zu wenige Kapazitäten an Krankenhäusern und Krankenwagen. Wer hier zum Arzt will (das Gesundheitssystem bietet jedem kostenlose Nutzung in den staatlichen Einrichtungen), der sollte sich einen Tag frei nehmen und hoffen, dass nicht kurz bevor er an der Reihe wäre Feierabend gemacht wird. Ausländische Unternehmen in St. Petersburg bezahlen daher ihren Mitarbeitern eine zusätzliche private Versicherung, mit der dann auch die privaten Kliniken und Ärzte besucht werden können.

…und morgen geht es nach Puschkin, mal wieder die schönen Seiten Russlands bestaunen.

29 September 2006

Auf der Straße liegt das Geld!

So langsam wird es kälter in St. Petersburg, obwohl die Sonne tagsüber häufig scheint und mir einige schöne Tage und Ausflüge beschert hat. Dennoch haben wir uns bereits jetzt entschieden dem Wind in unserem Zimmer einen Riegel vor zu schieben. Nun sind wir das erste Zimmer auf unserem Flur mit Silikon in den Fensterfugen und Gummidichtungen zwischen den Scheiben. Ein kleiner Einkaufsbummel in unserem Baumarkt und ein kleiner Reparatureinsatz haben uns nun zur Attraktion unter den ausländischen Studenten gemacht. Nicht nur, dass unser schwarzes Silikon sofort unsere besonderen Fenster betont (war eigentlich ein Fehlkauf, doch wir hatten keine Lust noch eine Tube zu kaufen), wir haben auch jetzt schon erhebliche Verbesserungen gespürt. Als Nebeneffekt haben wir nämlich jetzt auch ein recht ruhiges Zimmer.

Am Freitag waren Tilo und ich noch mal auf einer so genannten Party, eher einem netten Zusammensitzen. Auf dem Weg dorthin mussten wir ein Stück zu fuß gehen und eine recht befahrene, große Kreuzung passieren. Der Verkehr macht es häufig nötig, dass man sich einfach Spur für Spur voran tastet. Und so kam es, dass ein Bus genau vor meinen Füßen etwas vom Boden aufwirbelte, was sich als Geldbeutel entpuppte. Dieser enthielt weder Kreditkarten, noch Führerschein oder einen sonstigen Hinweis auf seinen Besitzer, doch für russische Verhältnisse recht viel Geld: fast 5000 Rubel (150 €). Dies bescherte der „Party“ einige Getränke, uns eine günstige Rückfahrt mit dem Taxi und unserer WG eine immer noch gut gefüllte WG-Kasse. Wir werden wohl ein, zwei Partys bei uns demnächst ausrichten! Ihr seid dazu natürlich auch alle ganz herzlich eingeladen!

Am Sonntag ging es dann noch auf einen Ausflug. Mit Lassi, Tilo, seiner Freundin Ina (sie ist für die nächsten 2 Wochen hier zu besuch) und Ira bin ich nach Oranienbaum gefahren. Wieder ein großer Park mit einigen alten Gebäuden, an der Ostsee gelegen. Die Eintritte hier waren wesentlich günstiger und wir gingen als russische Studenten durch. Auch waren viel weniger Touristen da als in Peterhof, doch sind dafür die Gebäude noch nicht fertig renoviert. Wir setzten uns auf eine Wiese in die Sonne, doch wurden wir recht bald von einem Wachmann verscheucht. Nicht, dass wir auf einem tollen Rasen oder Blumen gesessen hätten, eher eine Waldlichtung als etwas gepflegtes. Doch Ira hat uns gelehrt, und ich werde versuchen das zu beherzigen, dass wir nicht versuchen sollten Russland zu verstehen. Solche Erfahrungen muss man hier leider häufiger machen. Selbst die Leute, die Regelungen durchsetzen, hinterfragen diese nicht. Aus unserer Sicht machen sie häufig keinen Sinn, aus ihrer Sicht war das schon immer so und deshalb braucht es keinen Sinn zu machen.

Leider geht seit Montag mein Handy nicht mehr. Es scheint ein simpler Softwarefehler zu sein, es stürzt nach ca. 30 Sekunden nach dem Anschalten ab. Im Laden wurde mir gesagt, man müsste die Software einfach erneut drauf spielen. Doch so einfach ist das hier nicht. Es gibt spezielle Servicecenter, die auch auf der Homepage von Samsung-Russland ausgewiesen sind, doch konnte mir bisher keiner helfen. Hier wird mein Handy nicht verkauft (nicht exakt das, das ich habe, nur leicht andere) und das führt dazu, dass die weder Kabel noch Software für mich haben. Das ist Service. Ich habe daraufhin Samsung eine eMail geschrieben und zur Antwort bekommen, dass ich Pech habe und nur in Deutschland Hilfe bekommen könnte, doch da ich erst im Januar zurückkommen würde meine Garantie dann abgelaufen sei. Danke. Das erste und letzte Mal Samsung, würde ich sagen. Bin nun gezwungen mir hier ein neues zu kaufen und schon sehr auf die Bürokratie dabei gespannt…

21 September 2006

Endlich Vater!?

JA, ich habe ihn endlich, meinen Studentenausweis! Nach langem Warten ist das scheinbar unmögliche war geworden. Doch was in ihm fehlt ist der Bibliotheksausweis (ist hier einfach eingeklebt). Nun war ich heute los um diesen von der Bibliothek direkt zu bekommen, doch das ist mal wieder nicht so einfach. Sie brauchen dafür meine Registrierungsnummer aus dem Wohnheim in dem ich wohne. Die Matrikelnummer reicht da nicht…
Und noch etwas habe ich heute erhalten: Meinen Reisepass, den ich hatte abgeben müssen, zusammen mit zwei wichtigen Dokumenten, die ich immer dabei haben soll. Das Beste ist jedoch, ich bin in meinem Visum nun plötzlich Vater geworden. Die haben mir dort ein Kind eingetragen. Ich hoffe ich kann auch ohne wieder ausreisen. Oder soll ich jemandem eins mitbringen?

Schon mal gesalzenes Wasser getrunken? Klar, beim Baden im Meer, aber dafür etwas im Laden bezahlt? Hier gibt es dieses Phänomen. Mir ist das jetzt schon zweimal passiert. Nicht, dass das Wasser so wie Meerwasser schmecken würde und die das einfach aus der Ostsee nehmen würden, nein, ganz so salzig ist es dann doch nicht. Doch für meinen und dem Geschmack meiner Mitbewohner ist es zuviel. Vergleichbar wäre vielleicht das Salz in gesalzenem Tomatensaft. Werde mich nun also vor dem Kauf zukünftig auf dem Etikett vergewissern wie viel Na+ und Cl- drin sind. Es verwundert mich dennoch, dass es scheinbar Leute gibt, die solch ein Wasser absichtlich kaufen. Oder ob es Heilwasser ist?

Was ich noch mal dringend hier loswerden muss ist ein Bericht über die tollen Ampeln in dieser Stadt. Jede Kreuzung, jede Ampel hat ein graues Kästchen an einer Hauswand oder einem Laternenmast. Unsere Neugier war groß, was sich darin wohl verstecken wird. Zumal sie nicht abgeschlossen sind, kann man sie einfach öffnen. Darin befinden sich einige Knöpfe und Schalter, mit denen man die Ampel schalten kann. Manchmal stehen auch Polisten an solchen Kästen und bedienen sie quasi live. Nun stellt man sich mal vor, was wir alles Schönes mit solchen Schaltern anstellen könnten. Ich denke in Hamburg wäre sicher nach so mancher Demo schon mal das Verkehrschaos noch größer gewesen. Und auch in dieser Stadt kann man damit sicherlich ein heilloses Durcheinander schaffen. Vielleicht wird es dafür noch die passende Zeit geben?

18 September 2006

Wie es auch ergehen kann...

Ein abschreckendes Beispiel für "so nicht einreisen" kann euch Christian geben, den ich am Wochenende kennengelernt habe und der ebenfalls an meiner Uni hier studiert. Einfach mal durchlesen: http://christianinpetersburg.blogspot.com/
Andere tolle Geschichten gibt es auch auf diversen anderen Seiten im Netz, die ich so beim Rumstöbern aufgetrieben habe. Hab deshalb meine Linkliste etwas erweitert.

17 September 2006

Diskriminierung in Russland – zwei Seiten der Medaille

Ich möchte hier nicht von Ausländerfeindlichkeiten im Sinne von körperlicher Gewalt sprechen, um das vorwegzunehmen. Auch wenn man in deutschen Medien vieles von einem angeblichen Neonazi-Problem in Teilen Russlands lesen kann und auch am vergangenen Wochenende bei Ausschreitungen gegenüber Tschetschenen, die in einer kleinen Nordrussischen Stadt untergekommen waren (hier werden jedoch Tschetschenen noch mal anders betrachtet als andere Ausländer), Tote zu beklagen waren, so habe ich hier bisher noch keinen offensichtlich Rechtsextremen gesehen. Aus meiner bisherigen Sicht haben wir in Deutschland, sollte das hier schon ein Problem sein, von dem selbst internationale Medien berichten, ein viel viel größeres.

Wovon ich eigentlich sprechen möchte ist die strukturelle Diskriminierung von hier lebenden Ausländern und Touristen. Es ist nämlich üblich, wenn auch offiziell verboten, dass Ausländer einen erheblich höheren Eintrittspreis zu kulturellen Einrichtungen zahlen müssen. Ich möchte euch das an einem kleinen Beispiel meiner gestrigen Erlebnisse erläutern.
Wir waren zu dritt in Peterhof, einer kleinen aber sehr schönen Ansammlung einiger Sommerpaläste in einem wunderschönen Garten direkt am Meer. Die 30 Kilometer hinfahrt wollten wir mit einem Schnellboot zurücklegen. Es gibt hier dafür 2 Anbieter. Der eine ist seriös und hat keine speziellen Touripreise. Wir zahlten für die Fahrt etwa 8 €. Beim anderen hätten wir als Ausländer mit Studentenausweis das Doppelte bezahlt, ohne Ausweis gar das Dreifache.
Angekommen in Peterhof mussten wir um in den Park zu kommen wieder Eintritt bezahlen. Hier gab es nun, und das zog sich durch den ganzen Park und jedes Gebäude, spezielle Ausländerpreise. Ein Russe zahlt 1,50 € Eintritt in den Park, ein russischer Student zahlt unter einem 1 €, doch wir, auch wenn wir einen russischen Studentenausweis besitzen (ich hab immer noch keinen…), müssen den internationalen Studentenpreis bezahlen (die gucken, ob unser Name auf dem Ausweis russisch klingt). Der liegt bei 4 €. Erwachsene Ausländer zahlen stolze 8 € Eintritt, nur für den Park! Die weiteren Gebäude werden aus diesem Grunde von überwiegend russischen Besuchern betreten. Sie zahlen überall etwa 1 €. Wir das 3 bis 7 fache.
Man kann sich nun darüber streiten, ob man als Gastgeber von seinen Gästen mehr verlangen sollte, nur weil sie es sich leisten können hier Urlaub zu machen. Doch besonders hier lebende Ausländer und Studenten, die häufig nicht viel mehr Geld haben (Durchschnittslohn der Russen liegt in St. Petersburg bei etwa 400-500 € pro Monat) trifft eine solche Regelung recht hart. Wenn man noch dazu die jetzigen Preise mit denen, die in meinem (3 Jahre alten) Reiseführer vergleicht, so haben sich diese für die Ausländer nochmals verdoppelt, wobei die für die Einheimischen gleich geblieben sind.
Doch dies ist nur eine Seite der Medaille. Die andere durfte ich gestern Abend kennen lernen. Wir waren das erste Mal etwas ausgiebiger in der Innenstadt feiern und haben einige Clubs und Kneipen ausprobiert. Die Anzahl dieser ist trotz 5 Millionen Einwohner sehr überschaubar. Deshalb drängen sich in manche Länden eine ganze Menge Leute, ein Grund für die Türsteher irgendwann nein zu sagen. Doch wenn sie merken, dass du Ausländer bist, dann wirst du mit offenen Armen empfangen. Darfst rein, auch wenn es für andere zu voll ist oder sie aus irgendwelchen anderen Gründen abgewiesen werden. Das geht so weit, dass es sogar Läden gibt, die freien Eintritt für Ausländer haben (ansonsten zahlt man als Mann zum Teil deutlich mehr als Frauen). Dies steht zwar nicht auf dem Aushang, wenn also ein Ausländer gerne bezahlen möchte ist das natürlich auch gerne gesehen, nach einem Tipp von einem Schweden waren wir aber in dem Entsprechenden Laden so dreist und haben das mal ausprobiert. Nachdem wir (5 Jungs) unsere Pässe vorgezeigt hatten konnten wir ohne den Eintritt von 8 € pro Person passieren…
Das sind nun die Vor- und Nachteile eines Ausländers hier in St. Petersburg. Wenn man also häufig feiern geht und wenige Sehenswürdigkeiten besichtigt, nein, so eine Rechnung möchte ich nicht aufmachen, ich finde eine solche positive, wie auch negative Diskriminierung von Ausländern, egal in welchem Land ich mich befinde, aus vielen Gründen, für nicht richtig.

Bis bald, mit neuen ungewöhnlichen Geschichten, und aus einer bereits sehr herbstlichen Stadt!

12 September 2006

nun geht es endlich richtig los!

Habe nun endlich auch Unterricht. Nun doch sehr intensiv Russisch (18 SWS die Woche) was natürlich dazu geführt hat, dass die anderen Kurse nicht mehr in meinen Stundenplan gepasst haben. Leider wurde mir dabei auch keine Wahl gelassen, sondern mir wurden 4 Kurse vorgelegt (alles Wasserbauthemen, da hier Bauingenieurwesen hauptsächlich im Bereich des Wasserbaus (Küsten, Offshoare, Hafen, Flüsse) angeboten wird), die ich hätte nehmen sollen. Nun werde ich wohl nur einen, vielleicht einen zweiten wählen können. Mal sehen, was sich da noch so machen lässt.
Zunächst brauche ich jedoch dringend einen Studentenausweis. Das scheint mal wieder ein riesen Akt zu werden. Werde hier vom einen zum nächsten verwiesen und verstehe immer nur Bahnhof. Ohne Studentenausweis gibt es jedoch keine Bücher aus der Bibliothek und keine vergünstigte Metrokarte (günstig ist es auch so, bei 30 Cent pro Fahrt, egal wie lange die dauert). Bahnfahrten sind hier im Allgemeinen sehr günstig. Der Kilometer kostet etwa einen Rubel (~3 Cent). Für unsere nächtliche Taxifahrt am vergangenen Wochenende hätten wir also auch stattdessen 200 km Bahn fahren können…

Wenn man so durch die Stadt geht, oder auch nur über den Campus, da weiß man(n) manchmal gar nicht wohin zu gucken vor lauter Beinen. Die Russinen scheinen Miniröcke zu lieben und dabei ziemlich Wetterunempfindlich zu sein. Egal ob es schüttet oder kalt draußen ist, es gibt sogar noch welche, die bauchfreie Jacken tragen. Hilft Wodka auch vorbeugend gegen Nierenentzündungen? Was jedenfalls auch stets sehr lustig aussieht, sind diejenigen, die mit ihren hochhackigen Schuhen durch oder um die zahlreichen Pfützen, Schlaglöcher und Schlammkuhlen auf den Gehwegen (Gehwege, zumindest außerhalb der Innenstadt, sind hier häufig nicht befestigt) gehen.

Auf unserer ersten kleinen Flurparty am letzten Wochenende habe ich mich mit der hier überwiegenden Anzahl Amerikanern unterhalten. Die müssen tatsächlich 10.000 $ für ein Semester hier berappen. Keine Ahnung ob mir das hier so viel Geld wert wäre. Denke jedoch eher nicht. Die Russen selber können jedenfalls nicht verstehen, warum man freiwillig, wenn man doch Geld hat, in Russland studieren möchte.

Bis bald, und speziell an Gero und Christian: Kopf hoch, die wird sich an euch gewöhnen müssen, nicht umgekehrt!

hier noch einige Fotos: www.julianbubel.de/blog/fotos2.htm

05 September 2006

Nun hätte ich es ...


... fast vergessen, unser heutiges Wasser
aus dem Wasserhahn.

So langsam lebt es sich ein…

Nach einer Woche kann ich sagen, dass langsam Alltag einkehrt und ich mich ganz gut an alles hier gewöhnt habe. Am Wochenende hatte ich quasi einen Intensivrundgang durch die Innenstadt. An drei Tagen besuchte ich, jeweils mit verschiedenen Leuten, die Altstadt um den Newskij Prospekt (das ist so ziemlich die Hauptstraße in St. Petersburg). Sonntag trafen Tilo und ich Ira, die uns 6 Stunden durch ihre Heimatstadt führte und sehr viel erklären konnte. Zuvor hatten wir einige Plätze schon mal auf eigene Faust erkundet und schließlich hatten wir gestern Abend noch ein Treffen mit Katja, die uns noch durch das abendliche Petersburg mit seinen prachtvoll angestrahlten Gebäuden führte.
Natürlich durften dabei „Blinui“ nicht fehlen. Im Grunde sind das Crêpes, doch die Russen bestehen darauf, dass ihre das Original sind.
Wie man häufig lesen kann, ist Russland, und im Speziellen St. Petersburg, ein Land der extremen Einkommensunterschiede. Wenn man durch die frisch gemachten Gassen und Straßen läuft, so kann man nicht selten extrem teure Autos sehen, die stets gut bewacht herum stehen. Wie es die Besitzer schaffen ohne Beulen durch den Verkehr zu kommen ist mir jedoch ein Rätsel. Und so langsam leuchtet mir auch ein, warum so viele Leute hier auf Geländewagen stehen. Zum einen sind sie bei den Straßenverhältnissen außerhalb der Innenstadt sehr hilfreich, doch viel wichtiger scheint, dass man mit ihnen die hohen Bordsteinkanten hochfahren kann um dann dort zu parken oder bei Stau einfach auf dem Gehweg zu fahren.
Als deutscher, bzw. EU-Bürger wird man hier stets gefragt, warum man hier in Russland studieren möchte. Im ersten Moment wird stets davon ausgegangen, dass man ein Auslandsstudium macht um das bessere Wissen in der dortigen Universität „einzusaugen“. Bei den Unterhaltungen stellte sich heraus, dass selbst die Einheimischen nicht recht überzeugt von ihrem Bildungssystem sind und die Entscheidung hierher zu kommen deshalb nicht nachvollziehen können. Das hiesige Bildungssystem ist schnell beschrieben. 10 Jahre Schule, der, wenn man möchte, ein 5jähriges Studium anschließt. Sollte man die Prüfungen während des Studiums, welches wie in der Schule in Klassen mit vorgegebenem Stundenplan abläuft, nicht bestehen, so bezahlt man einfach dafür. Mir wurde erzählt, dass das etwa ein Viertel der Studenten betrifft. Also „bestehen“ alle und auch als Ausländer könnte man sich wohl Scheine kaufen. Nach 5 Jahren ist man also fertig und wenn man während des Studiums ins Ausland geht, so müsste einem diese Zeit ja anerkannt werden. Ansonsten währe man länger in der Uni, was hier alle vermeiden wollen. Somit muss ich stets umständlich erzählen, dass mir die Scheine hier wohl später nicht anerkannt werden und ich deshalb zum Sprachelernen und aus persönlichem Interesse hier bin.
Kurz muss ich euch noch von meinem Treffen mit dem Vize-Direktor der meiner Fakultät berichten. Als ich nun heute als letzter meiner WG ein solches Treffen hatte (am Freitag hätte ich bereits eins haben sollen, wurde jedoch vergessen mir mitzuteilen…) hoffte ich auf eine Liste mit Vorlesungen, aus denen ich wählen könnte. Doch leider waren der gute Herr und einer seiner Institutsleiter nicht so gut vorbereitet und wussten das selber nicht so genau. Wir unterhielten uns also nur kurz über meine Präferenzen und ich bekam einen neuen Termin für nächste Woche Montag. Somit habe ich nun noch fast eine ganze Woche mehr frei, während die anderen schon fleißig studieren…

Der Herbst kündigt sich an, bis bald!

02 September 2006

erste Fotos

Und hier noch einige Bilder der ersten Eindrücke:
http://www.julianbubel.de/blog/fotos1.htm

01 September 2006

Erste Eindrücke aus St. Petersburg

4. Tag in St. Petersburg und es ist bereits eine ganze Menge passiert. Es ist für mich jeden Tag aufs Neue schwierig, ohne tiefere Russischkenntnisse, die bürokratischen Vorgaben zu meistern. Nun scheint es jedoch zumindest mit den ganzen Anmelde- und Anfangsformalitäten getan.
Nach meiner Ankunft wurde ich leider nicht abgeholt. Einen Tutor oder ähnliches gibt es nicht. So bin ich auf gut Glück zum Verwaltungsgebäude, in dem die Person, mit der ich im Vorwege Kontakt hatte, arbeitet. Glücklicherweise ist dieses Verwaltungsgebäude auch gleichzeitig ein Studentenwohnheim, in dem ich untergekommen bin. Zu viert teilen wir uns nun 2 Zimmer, ein Bad und eine Küche (2 Herdplatten und eine Spüle) und werden dafür doch noch recht viel bezahlen müssen. Dennoch wurde uns gesagt, dass dies die besten Räumlichkeiten sind (Putz kommt von der Decke, die Tapeten von den Wänden,…). Wenn wir die ganzen neuen Gebäude und die Produkte in den Einrichtungsläden sehen können wir das aber nicht ganz glauben. Nebenan ist ein weiteres Studentenwohnheim, welches, verglichen mit unserem, tatsächlich noch wesentlich schlimmer aussieht und auch nur ein viertel von unserem kostet. Für uns ist die Möglichkeit dorthin zu ziehen jedoch von vorne herein ausgeschlossen (schließlich wollen sie unser Geld).
Die Registrierung ist hier das größte Hindernis. Der Wohnort wird dabei festgehalten und man kann anschließend nicht so einfach woanders hin umziehen. Es ist mit ein Grund warum sie uns nicht eines der billigen Zimmer mieten lassen wollen. Denn danach könnte man sich wunderbar einfach ein weiteres, gutes Zimmer auf dem freien Markt suchen und gleichzeitig im billigen Wohnheim registriert sein. Abgesehen von diesen Wohnauflagen braucht man für die Registrierung auch einen russischen! Aidstest und russische Passfotos. Zudem muss das alles binnen 3 Tage erfolgen. Also war der Anfang recht hektisch, bis ich das alles herausgefunden und gemacht hatte.

Meine Mitbewohner (ein Finne, Lassi; ein Tscheche, Milan; und ein Dresdener, Tilo) sind alle ganz nett und im Russischen mir weit voraus. Dadurch können sie mir ab und zu helfen. Leider werde ich den von mir gewünschten Intensivkurs nicht belegen können. Stattdessen wurde ich der Bauing.fakultät zugeteilt und dort wohl irgendwelche Kurse belegen müssen.

Was ich bisher von der Stadt gesehen habe ist sie in der Innenstadt sehr stark renoviert, in den Randbezirken doch sehr gemischt. Mein Studentenwohnheim steht zum Beispiel zwischen Kleinindustrie, Umspannwerk, neuesten und ältesten Wohngebäuden. Parks sind auch nie weit.

So, werde mich nun mit meinen Mitbewohnern noch auf ein Glas Wodka und eine Flasche Bier zusammensetzen und die nächsten Tage planen. Ich hoffe ihr genießt die Ferien!
Bis bald aus St. Petersburg.

14 August 2006

letzte tage in hamburg

so. letzte klausur geschrieben. noch 15 tage bis zum "umzug". letzte erledigungen und die zeit wird schnell vergangen sein. doch so viele wollen noch mal abschied feiern...
von gero und christian hab ich mich bereits verabschiedet, sie erleben gerade china und werden erst am 10. september zurück kommen.
aber sollten wirklich alle vorbei kommen, die es angekündigt haben, so werde ich kaum zum russisch lernen kommen...

erstmal heute abend einen trinken gehen, auf die letzte klausur für die nächsten 12 monate!