28 Oktober 2006

kulturelle Abendgestaltung

Nachdem leider am Dienstagabend, unserem regelmäßigen Wohnheimpartytag, nicht viel in los war bin ich am Mittwochabend mit einigen Leuten in die Oper gegangen. Zu sehen gab es ein russisches Stück, „Boris Godunov“. Bisher war ich nicht unbedingt Opern begeistert, und muss auch gestehen, etwas voreingenommen, nicht viele gesehen zu haben. Doch wurde ich kurzerhand überredet mitzukommen. Bei nur 6 € für eine Studentenkarte ging das auch recht schnell, zumal ansonsten nicht so viel abends los ist. Natürlich könnte man lernen oder sonstige sinnvolle Dinge tun, so stell ich mir aber nicht meine ganzen Abende in Russlands Kulturhauptstadt vor. So saß ich nun in einem recht schönen Theater (Mussorgski-Theater), welches jedoch bei weitem nicht gefüllt war. So wurden spontan die oberen 3 Ränge geschlossen (wir hätten im 2. sitzen sollen) und diejenigen, die dafür ein Karte hatten, gebeten in der Belletage oder im Parkett platz zu nehmen. Wir saßen schließlich in der 3. Reihe, ca. 10 m von der Bühne entfernt, mit sehr gutem Blick auf Bühne und in den Orchestergraben. Ich würde meinen, auf Bühne und im Orchester waren zusammen etwa genauso viele Leute wie Zuschauer (jeweils etwa 100). Das Stück ging dreieinhalb Stunden und zog sich streckenweise ziemlich hin. Ich hatte im Vorwege die deutsche Zusammenfassung gelesen, was auch recht hilfreich zum Verstehen war. Denn vom Gesang verstand ich reichlich wenig. Ins Gesamt ziehe ich für mich die Bilanz, dass es eine nette Abwechslung und das Orchester ganz gut war, ich jedoch weiterhin Theater bevorzuge.

Des Weiteren habe ich mal wieder Bekanntschaft mit der russischen Bürokratie gemacht. Unsere hiesige Ansprechpartnerin hat sich mit juristischer Hilfe dafür eingesetzt, dass auch Ausländer, die hier studieren, ein Anrecht auf eine vergünstigte Fahrkarte für den öffentlichen Nahverkehr haben. Sie kam nun also strahlend zu uns um dies zu verkünden und ich wollte dies nun gleich mal testen (die meisten haben sich nur bedankt und anschließend gesagt, dass sie die eh nicht bräuchten, weil sie nicht so viel herumfahren würden). Ob sich die Karte finanziell lohnt weiß ich nicht wirklich, sie kostet 300 Rub (9 €) pro Monat und beinhaltet Metro, Tram, Bus und Trolleybus in ganz St. Petersburg. Eine einzelne Fahrt mit einem dieser Transportmittel, egal wie lang, kostet 12 Rub (35 Cent). Da wird jeder sofort sagen, lohnt sich schnell. Doch viele der hier wohnenden bleiben während der Woche hier in der Gegend, mich bisher häufig eingeschlossen. Doch mit der Karte fühl ich mich vielleicht zukünftig etwas eher nach einem Nachmittag in der Innenstadt.
Also nun zu meinem bürokratischem Erlebnis. Diese Fahrkarte bekommt man nicht an jeder Ecke, ich musste dafür fast ne Stunde mit der Metro in die südliche Stadt fahren. Dort gab es eine Art Büro für alle die ein Anrecht auf Vergünstigungen haben. Das waren auch an diesem Nachmittag nicht wenige. Somit erstmal anstehen. Dann, in Zimmer Nr. 2 Pass und Studentenausweis vorzeigen, einen Zettel in Empfang nehmen, diesen ausfüllen und zu einer Bank, etwa 10 Minuten Fußweg bringen. Hier wieder anstehen, wieder den Ausweis vorzeigen (jedes Mal, wenn ich meinen deutschen Ausweis vorgezeigt hatte wurde ich etwas verwirrt angesehen, doch anscheinend hatten sie mich schon im System…) und 5 € bezahlen. Mit dem Einzahlungsbeleg zurück, diesmal in Zimmer Nr. 1. Hier wurde ein Foto von mir für die Magnetkarte gemacht und direkt draufgedruckt (ich dachte schon es heißt nun komm in einer Woche wieder, wenn wir das auf die Karte gedruckt haben). Noch mal alle Daten zwischen PC und Ausweis abgeglichen und schon durfte ich weiter zur Metrostation. Denn hier erst konnte ich dann die wirkliche Monatskarte kaufen, die dann auf die Magnetkarte geladen wird. Nach über einer Stunde war ich endlich fertig und recht stolz auf mich, dass ich diesmal immer verstanden habe was als nächstes zu tun war und wo sich was befindet.

Soviel soweit, an diesem verregneten Wochenende werde ich mir mal ne Museumstour vornehmen…

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