13 Oktober 2006

Post ist da!

Manchmal geschehen hier Wunder, an die ich nicht mehr geglaubt hatte. Heute war ein solcher Tag. Unsere Testpostkarte, mit der wir testen wollten ob auch Post mit Lateinischer Schrift ankommt, ist nach über 5 Wochen hier angekommen. Das topt sogar die Post, die ich mittlerweile aus Deutschland empfangen habe. Hier war die Post mit Adresse in kyrillischer Schrift ca. 14 Tage unterwegs, in lateinischer ca. 20 Tage. Bei solchen Werten ist es nicht verwunderlich, dass alle größeren Firmen hier eine finnische Postfachadresse haben über die ihnen per Kurier die Post zugestellt wird. Auch kann man für etwa den 4fachen Preis über die finnische Post verschicken. Europa in angeblich 4 Tagen. Ansonsten, mit der Russischen Post, sind einige meiner Karten nach etwa 2 – 3 Wochen angekommen…

Als Student in einem anderen Land ist man immer noch ein wenig Tourist und möchte vieles der neuen Stadt erleben und sehen. Hier eine kurze Zusammenfassung über meine Ausflüge in die nähere Umgebung:
Mein erster Ausflug den ich unternommen hatte ging nach Peterhof. Darüber hatte ich bereits berichtet. Peterhof und Puschkin, wo ich mittlerweile auch schon war, sind die Standardausflüge eines jeden St. Petersburg – Touristen. Es sind sehr schöne Orte, herausgeputzt, mit viel Geld renoviert oder wieder aufgebaut (wie das Bernsteinzimmer), große gepflegte Parks umgeben die prunkvollen Gebäude. Doch nicht nur diese Orte sind einen Besuch wert. Auch gerade die nicht so bekannten sollten besucht werden. Hier muss man die Touristenströme nicht so sehr fürchten, sieht häufig mehr das typisch russische Bild. Lomonosov (Oranienbaum) ist ein Beispiel für einen Ort, der sich zwischen diesen beiden Stadien befindet. Auch hier, ein Park mit altem Palast, Kirche und weiteren Gebäuden. Besonders der weitläufige Park kann sich sehen lassen. Und die Gebäude sind derzeit fast alle eingerüstet. Demnächst wird man wohl viele Besucher erwarten. Noch sind die Eintrittspreise vergleichsweise gering.
Auch Kronstadt ist definitiv einen Besuch wert. Dieses kleine Städtchen, gelegen auf einer Insel vor St. Petersburg, verbunden mit einem Damm, war bis vor 10 Jahren nicht für Besucher zugänglich. Hier befand und befindet sich noch immer ein wichtiger Marinestützpunkt. Die Stadt, schon immer als Festung angelegt gewesen, bietet dem Palasthungrigen Touristen wenig. Es gibt nur einen kleinen und eine recht große Kirche, die mittlerweile Theater und Museum (im Übrigen ein sehr empfehlenswertes über die Geschichte der Stadt) ist. Doch kann man hier der Hektik der Großstadt entfliehen. Die Autofahrer sind plötzlich nicht mehr so rücksichtslos und die Leute auf der Straße gehen viel gemütlicher ihre Wege. Auch kann man in Kronstadt recht gut und günstig essen (sollte man eines der wenigen Restaurants entdecken).
Mein bisheriger Favorit ist jedoch Schlüsselburg. Dieses kleine russische Städtchen liegt etwa 40 km östlich am Ladoga-See. Seine Geschichte reicht wohl weit zurück und es hatte eine herausragende Rolle im 2. Weltkrieg. Mit einem Schiff, dessen Ableger man erstmal erfragen oder suchen muss, denn kein Schild weist darauf hin, kann man auf eine Insel übersetzen. Nur wenige Besucher sind hier anzutreffen. Bei unserem Ausflug waren nur noch zwei Russen aus Moskau anwesend, so dass der Bootsführer fragte, wann er uns denn wieder abholen solle. Einen Fahrplan gibt es also eher nicht. Auf der Insel befindet sich die eigentliche Burg. Diese, mehr eine Ruine als noch bestehende Gebäude, beherbergt ein Freilichtmuseum (auch in englischer Sprache) und lädt zum Spazieren und Verweilen ein. Außerhalb der Burgmauern, am „Strand“ zum Ladoga – See, kann man die Aussicht genießen und könnte, mit Isomatte und Schlafsack, gut eine Nacht dort verbringen. Einige Feuerstellen zeugen von solchen abendlichen Besuchen.

Ob man mit Schiff, per Bahn oder mit dem Minibus (маршрутка) unterwegs ist, schon die Fahrt ist meist ein Erlebnis für sich.
Da fährt man schon mal auf Autobahnen ohne Fahrbahnmarkierung und Mittelstreifen, die auch von vielen Radfahrern benutzt werden. Der Standstreifen verdient seinen Namen hier wirklich, denn er dient sowohl als Bushaltestelle, wie auch als Parkplatz.
Manche Vorstadtzüge müssen schon sehr alt sein. Fenster fallen fast raus oder wurden notdürftig wieder irgendwie angebracht. Und auf manch einem Abstellgleis sieht man dann aussortierte Lokomotiven und Waggons, denen man ansieht, dass sie schon fast 100 Jahr alt sind. Auch einige Lokomotiven die noch mit Kohle funktionierten waren darunter.

Alles in allem mal wieder ein recht langer Text. Ich hoffe ich langweile euch nicht zu sehr mit solchen Details. Ach ja, heute ist auch noch ein ganz besonderer Tag, wurde uns gesagt. Denn statistisch gibt es ab heute (bald) den ersten Schnee…

Keine Kommentare: