29 November 2006

Sicherheit im Wohnheim?

Irgendwann musste es ja passieren. Eigentlich hatte ich das schon viel früher erwartet. Nachdem die Amerikaner schon ein paar mal um einige Rubel erleichtert wurden und auch einer (während er in der Metro schlief) seines Notebooks beraubt wurde, hat nun gestern jemand den Laptop einer Tschechin aus ihrem Zimmer gestohlen.

Dies war nun der erste Fall, dass direkt in unserem Flur geklaut wurde. Nicht, dass ich nicht erwartet hätte, dass in einem russischen Studentenwohnheim, wo die finanziellen Unterschiede der Bewohner zum Teil sehr unterschiedlich sind, die persönlichen Gegenstände höheren Risiken als vielleicht in einem mehr westlichen Wohnheim ausgesetzt sind, doch haben wir hier einen Sicherheitsdienst, der den Eingang kontrolliert und, extra für unseren Flur, eine „Deschurnaja“, die nochmals unsere Gäste kontrolliert. Diese Umstände, dass unsere Gäste, die nicht in diesem Flur wohnen, stets ihren Pass abgeben müssen um rein zu kommen und selbst kontrolliert wird, ob sie auch tatsächlich abends wieder gegangen sind, ließ mich bisher daran glauben, dass auf Ausländer besonders gut aufgepasst wird. Die Legitimität dieser Deschurnaja, die just zu diesem Moment ihren Pflichten nicht nachkam und vor allem die des Sicherheitsdienstes, der, wie man auf einem Überwachungsvideo sehen konnte, den Dieb ohne Kontrolle dessen Papiere auf sein Verlangen rein und raus ließ, ist aus meiner Sicht damit verloren gegangen. Natürlich wird jedoch nun von der Deschurnaja und der Wohnheimleitung versucht die Schuld der Zimmermitbewohnerin in die Schuhe zu schieben. Sie war gerade unter der Dusche und hatte das Zimmer nicht abgeschlossen. Was aber ganz normal ist, wenn man nur kurz unter die Dusche nebenan geht. Die Tür der Wohnung war geschlossen, wenn auch nicht abgeschlossen und der Dieb wurde von einer weiteren Mitbewohnerin gesehen, als er die Wohnung verließ, sein Diebesgut sich jedoch schon in seinem Rucksack befand. Diesem Umstand, sowie dass er vorher bereits eine andere Wohnung betrat, dort jedoch zwei Mädchen in der Küche antraf und sagte er hätte sich in der Wohnung geirrt, verdankt die Polizei ein eindeutig wieder Erkannter aus der Kameraaufzeichnung. Jedoch bezweifeln wir hier bisher die Arbeit der Polizei gewaltig. Ich wurde bisher noch nicht von ihr auf der Straße kontrolliert, doch es kommt nicht selten vor, dass bei einer Personenkontrolle Geld aus dem Geldbeutel entwendet wird. Deshalb gilt hier immer: Wertgegenstände (Handy, Geld, …) immer in die Hände nehmen, wenn die Polizei einen kontrolliert. Es bleibt abzuwarten, ob eine solche Polizei auch sinnvolle Arbeit leisten kann.

Mein Plädoyer am Ende dieser Überlegungen kann nur sein, dass all diese „Sicherheitsleistungen“ des Wohnheimes, die keine Sicherheit, sondern nur Schikane für die Bewohner darstellen (kein Besuch über Nacht, keine Partys im Zimmer ohne Stress mit der Deschurnaja, …) abgeschafft werden sollten. Stattdessen vielleicht eine Wachperson lediglich auf die körperliche Sicherheit der Studenten (bei den rassistischen Übergriffen hier vielleicht notwendig, bin mir dabei jedoch auch nicht sicher ob sich Täter von einer Tat in der Nähe eines Wohnheimes abschrecken lassen, wenn dieses bewacht wird) aufpasst und das eingesparte Geld für Reparaturen und Renovierungen genutzt werden sollte. Doch eine kritische Auseinandersetzung mit diesem Thema scheint hier wenige zu interessieren. Weder unsere hiesige Ansprechpartnerin, noch sonstige zuständige Mitarbeiter sehen die Notwendigkeit und das Wohnheim in irgendeiner Schuld. Dass sich die beiden Bewohner des betroffenen Zimmers zudem ständig streiten verursacht außerdem, dass die Bestohlene ihren Hass auf ihre Mitbewohnerin erhöht und den Behauptungen der hiesigen Angestellten blind zustimmt.

Wesentlich erfreulicher ist dagegen, dass die Ditze-Stiftung der TUHH mir nun doch ein Stipendium zugesprochen hat. Über diese Mitteilung hab ich mich natürlich sehr gefreut, macht sie doch meine verbleibende Zeit wesentlich angenehmer…

Und allen interessierten, die bei meiner häufigen Berichterstattung über Partys vermuten ich bin hier nur am Feiern, möchte ich einen Teil meiner Semesterarbeit präsentieren. Zur Aufgabe wurde uns gemacht einen Fluss zu begradigen. Also nicht wie bei uns einen begradigten Fluss in einen möglichst natürlichen Zustand zurückzuführen, nein, hier wird Natur erstmal zerstört. Für uns erstmal nur auf dem Papier, doch mein „Zerstörungsplan“ im Sinne florierender Schiffstransportunternehmen nimmt langsam Gestalt an. Hier einige Ausschnitte:

Mein Flussausschnitt mit der kleinen Schleife im Flussbett soll möglichst eine gradlinige Vertiefung in der Mitte aufweisen. Stattdessen soll die Schleife möglichst so gestaltet werden, dass das Wasser hier nicht mehr entlang fließt.










Der Schnitt durch den Flussausschnitt zeigt die Vertiefung und die Umlagerung des entnommenen Bodens. Gestrichelt ist die zu erwartende Flussbettausbildung nach der Arbeit eingezeichnet. Darüber ist der zu erwartende Durchfluss als Summendiagramm aufgetragen.


23 November 2006

Presseübersicht

Heute will ich es kurz machen, denn meine Geschichte, wenn auch etwas ausführlicher und besser als ich sie erzählt hätte, habe ich gerade im Internet gelesen. Und weil ich schon mal dabei war hab’ ich noch ein paar weitere, wie ich finde äußerst interessante, Artikel über Russland zusammengesucht.

Also zunächst der Artikel, über dessen Inhalt ich eigentlich berichten wollte. Seit einiger Zeit sind mir hier Obdachlose aufgefallen, die Glasflaschen und Dosen sammeln. Und das, obwohl es hier kein offizielles Pfandsystem gibt, bedeutet für sie eine der wenigen Einnahmequellen. Ob betteln hier verboten ist weiß ich nicht, jedenfalls sieht man wesentlich weniger als in Hamburg. Ich denke vor allem der Erlös von betteln ist hier wesentlich geringer als bei uns. Ein Bericht darüber habe ich auf Russland-Aktuell gefunden.

Ein zweiter, recht wirtschaftlich gehaltener, Artikel über Russlands Politik und Wirtschaft gibt gute Aufschlüsse über die Veränderungen hier, die wir häufig in unserm Russlandbild noch nicht übernommen haben und die mögliche zukünftige Entwicklung Russlands.
http://blog.zeit.de/herdentrieb/?p=95

Und zum Schluss möchte ich noch auf zwei Artikel aus der heutigen taz hinweisen, die sich mit dem in London vergifteten ehemaligen KGB- und FSB-Agenten beschäftigen. Was Journalisten für solche Artikel hier droht brauch ich ja nicht erwähnen. Deshalb sind Artikel, wenn man überhaupt darüber etwas findet, in russischsprachigen Medien äußerst kurz und wertneutral gehalten. Doch deutsch- oder englischsprachige Medien hier thematisieren solche Geschehnisse durchaus auch in kritischen Tönen. Scheinbar wird deren Einflussbereich jedoch als zu gering eingestuft, als dass deren Redakteure etwas zu befürchten hätten…
http://www.taz.de/pt/2006/11/23/a0204.1/text

http://www.taz.de/pt/2006/11/23/a0205.1/text

Viel Spaß beim Lesen!

20 November 2006

heute frei!

10 Uhr und auf zur Klasse, doch hing dort heute nur ein Zettel mit unleserlicher Schrift. Sollte aber wohl heißen, dass unsere Lehrerin noch immer (wie seit Donnerstag) krank ist und somit der Unterricht heute ausfallen musste. Naja, habe die Zeit dann mal zum Vokabellernen genutzt. Und jetzt natürlich auch um wieder mal von neuem zu berichten.

Freitag ging es spontan mit einer recht großen Gruppe in den neuen James Bond. Sprachlich habe ich nicht so viel verstanden, doch der Inhalt kam rüber. So möchte ich mal sagen, dass es ein sehenswerter Bond-Streifen ist, die Geschichte jedoch besser, ausgereifter hätte sein können. Anschließend machten wir uns noch auf zu einer „finnischen“ WG auf, tranken dort noch ein paar Bier. Verglichen mit meinem Zimmer wohnen die im reinsten Luxus. Im Grunde jedoch eine ganz normale (europäische) Wohnung. Und dementsprechend viel müssen sie auch an Miete bezahlen.

Den Samstag nutzten dann Tilo und ich um in einer ewig langen Fahrt mit Metro und Straßenbahn ans andere Ende der Stadt zu gelangen und dort den … Palast, in dem im letzten Sommer auch der G8-Gipfel stattfand, anzusehen. Als staatlicher Austragungsort solcher Veranstaltungen sind der Palast und die dazugehörigen Villen, direkt am Meer gelegen, ganz gut bewacht. Man muss Kontrollen über sich ergehen lassen und kann nur mit einer speziellen Führung in das Areal eintreten. Ich hatte das Gefühl, dass hier noch mehr Geld, als üblicherweise in Prachtbauten gesteckt wird, investiert wurde. Es ist dann auch ab und zu etwas merkwürdig, wie alter Stil und neueste Technik zusammen wirken und aussehen.

Abends ging es mal wieder feiern, diesmal jedoch sehr unbefriedigend. Der als Rockschuppen angekündigte Laden entpuppte sich vor Ort leider als Technodisco. Etwas verwundert tranken wir erstmal ein Bier und befragten unsere Tischnachbarn zu dieser Seltsamkeit. Wir wurden belehrt, dass hier die erste Hälfte des Monats Rock und in der zweiten Techno gespielt wird. Nun wissen wir bescheid, wollen uns aber sicher nicht auf diese vage Regelung verlassen und werden wohl zukünftig andere Läden vorziehen.

Sonntagmorgen wurden wir dafür mit einem wunderbaren russischen Frühstück entlohnt. Ira kam vorbei und wollte uns unbedingt einmal bemuttern. Sie machte dann Pelmini (das ist hier ein ganz beliebtes Essen; Teigtaschen mit Fleischfüllung, gibt es aber auch mit Kartoffel- oder anderer Füllung), jedoch mit verschiedenen süßen Füllungen und einer Art Sahne-Quarksoße. Sehr lecker!

16 November 2006

wieder eine Woche rum...

Lange nichts mehr geschrieben, da wird es Zeit euch von neuen Geschehnissen zu berichten.
Zunächst hab ich mich nun wieder prächtig von meiner kleinen Geburtstagsfeier am Samstagabend erholt. Meine Mitbewohner und unsere Nachbar-WG haben mich mit einem üppigen Abendmahl und einigen Getränken überrascht. Wir saßen zu neunt gemeinsam in der Nachbarküche, was dann auch zwangs- und praktischerweise Auftakt zur Party war. So fand sie nicht bei mir, sondern nebenan statt. Noch bevor wir alle Flaschen leeren konnten mussten wir uns zur Metro aufmachen um in der Innenstadt weiterfeiern zu können. Ca. 15 Leute folgten diesem Aufruf und die Nacht endete für einige sehr spät (oder besser früh am nächsten Morgen). Doch dass das noch zu toppen ist bewies Tapio. Der traf erst um 12 Uhr mittags wieder bei uns ein und ließ es sich nicht nehmen mich sofort und total betrunken zu wecken um von seinem Durchhaltevermögen zu berichten. Mir hat es sehr gefallen! Und ich bin nun auch Besitzer eines eigenen Hockers in unserer Küche geworden. Eher schon antik wurde er in unserer Gebrauchtbücherhandlung nebenan erstanden und nicht, wie ich zunächst vermutete, aus einem anderen Zimmer entwendet.

Bei einem Bummel durch eine CD-Handlung habe ich mir kurzerhand zwei CDs/DVDs gekauft. An sich wohl nichts besonderes, auch wenn hier wohl etwas günstiger. Die eine CD, ein Russisch-Deutsch-Übersetzer von einer russischen Softwarefirma und somit original kostete keine 5 €. Nun fragt man sich zwangsweise warum Originalsoftware hier so günstig verkauft wird. Bei meinem Griff in das nächste Regal viel mir dann auch sogleich eine DVD ins Auge, die von einer selten Zusammenarbeit der zwei größten Grafiksoftwarehersteller zeugte. Diese beiden Markführer scheinen für Russland eine Zusammenarbeit anzustreben. Jedenfalls suggeriert dies die Verpackung. Für schlappe 3 € gibt es alle aktuellen Programme dieser beiden Marktführer, die auf dem europäischen oder amerikanischen Markt locker über 1000 € gekostet hätten. Doch Russland ist nicht in der WTO und überwacht auch nicht die Einhaltung solcher Patentgesetze. So kann dann eine russische Firma, ganz offiziell und legal ausländische Software kopieren und verkaufen, auch Zusammenstellungen die es bei uns wohl nie zu kaufen geben wird…

Da sich auch Russland derzeit im demographischen Wandel befindet und versuchen muss gegenzusteuern wird hier gerade ein neues Gesetz besprochen und wohl am Freitag in letzter Lesung beschlossen. Demnach sollen Frauen zukünftig für ihr zweites Kind ein Prämie von 250.000 Rubel (etwa 7.350 €) bekommen. Das ist hier so etwa ein Jahresgehalt, auf dem Lande sicherlich noch wesentlich mehr. Es wird sich zeigen müssen ob dieser finanzielle Anreiz mehr russische Paare zu Kindern bewegen lässt, doch kann ich mir das bei der Fixiertheit auf Geld und Luxus, die hier viele Leute an den Tag bringen, durchaus vorstellen. Im Ganzen lässt sich jedoch sagen, dass es eine längst fällige höhere Unterstützung von bedürftigen Familien ist. Das bisherige Kindergeld (es wird gerade von 70 (~2 €) auf 700 (~20 €) Rubel im Monat erhöht) reicht auch bei den hiesigen Preisen nicht weit. Und alleine in den letzen 3 Jahren hat Russland etwa 1 Millionen Einwohner „verloren“ und das obwohl mehr Leute zu- als abwandern.

Zuletzt möchte ich euch noch von unseren Diskussionen über das hier herrschende Wasser- und Stromsystem berichten. Zähler, ob für Wasser, Strom oder Gas, sind hier sehr sehr selten. Zumeist bezieht man solche Ressourcen mittels einer Pauschale, die natürlich am Durchschnittsverbrauch festgemacht werden. Das führt nicht gerade zu sparsamen Umgang. So zahlt man hier zum Beispiel für 200 Liter Wasser pro Person und Tag. In Deutschland liegt der Durchschnitt bei etwa 130 Liter, sparsame Leute kommen auch mit unter 100 Litern aus. Da die Heizung schon mal nicht regelbar ist kann man auch nicht lüften ohne gleichzeitig zu heizen. Und wenn das Haus schlecht gedämmt ist oder alte Fenster besitzt, so wird eben ein stromgespeister Zusatzheizkörper eingeschaltet. Der Strom wird auch nicht abhängig vom (eigenen) Verbrauch bezogen…

Der warme Wettereinfluss Resteuropas hat nun auch uns erreicht. Die Temperaturen schwanken nun nur noch um die 0 Grad und all unser schöner Schnee ist leider weggeschmolzen.

06 November 2006

ein verlängertes Wochenende

Noch bin ich euch den Beweis schuldig geblieben, dass es nicht bei den paar Zentimetern geblieben ist. Das möchte ich hiermit nachreichen. Zwar sind die beiden Bilder schon vom Dienstagabend, wir hatten eine grandiose mitternächtliche Schneeballschlacht mit ungefähr 30 Bewohnern dieses Studentenheimes, doch sieht es draußen (mittlerweile wieder) genauso aus. Das zweite Bild ist der verschneite Blick aus meinem Fenster.

Heute war bei mir frei. Fast hätte ich gedacht, die feiern hier die Oktoberrevolution noch immer, dieser Feiertag war jedoch der 7. November (aufgrund der unterschiedlichen Kalender war die Oktoberrevolution in unserem November). Doch wurde vor einem Jahr dieser Feiertag abgeschafft und stattdessen ein neuer eingeführt. Am 4. November wird nun der „nationalen Einheit“ gedacht. Es musste weit in den Geschichtsbüchern geblättert werden um diesen „denkwürdigen“ Tag zu entdecken. Doch wurde 1612 Moskau von der polnischen Besatzung wieder befreit, was nun wohl auch wieder die Russen wissen dürften, und somit haben sie einen Ersatzfeiertag im November gefunden.

Dieser wird hier von einigen Rechten auch als Gelegenheit genutzt gegen alle Ausländer zu hetzen und zu marschieren. In Moskau gingen 3000, St. Petersburg 300 auf die Straße. Nennenswerte Gegendemonstrationen gab es nicht. Ob aus Angst oder Desinteresse, ich weiß es nicht.

Nun muss ich aber noch erklären, warum denn der 6. November frei war, wenn doch am 4. November der Feiertag sein sollte. Das liegt daran, dass laut russischem Gesetz Feiertage, die auf ein Wochenende fallen, am kommenden Montag „nachgeholt“ werden. So etwas hätte ich auch gerne in Deutschland!

Es ging also heute nach Vyborg, einer kleinen Stadt etwa 120 km nördlich von St. Petersburg. Sie war lange Zeit finnisch, was man am Baustil noch erkennen mag. Die Fahrt dorthin verbrachten wir in einem Vorortzug, drinnen kaum wärmer als draußen. Je nördlicher wir kamen, desto höher wurde der Schnee. Und auch die Temperatur nahm noch um einige Grade ab. Wie kalt es nun genau war vermag ich nicht zu sagen, doch das Thermo- meter hier in St. Petersburg hat heute -9° angezeigt. Den ganzen Tag über hat es zudem geschneit. So beschlossen wir schließlich die Rückfahrt mit einem Bus zu wagen. Der ist zwar etwas teurer (5 statt 1,80 €), doch wesentlich bequemer und wärmer. Leider brauchte auch er zweieinhalb Stunden für die Strecke.

Die beiden weiteren Fotos zweigen zwei Gebäude in Vyborg, man achte auf die wenigen und kleinen Eiszapfen. Wir haben uns bei diesem Anblick heute gefragt, ob jährlich mehr Leute durch Eiszapfen oder Kokosnüsse erschlagen werden...

Berichten möchte ich euch noch von einem unfreiwilligen nächtlichen Spaziergang durch das nördliche St. Petersburg. Auf meinem Weg nach Hause wollte ich die Strecke mit der Metro durch die Innenstadt sparen (alle Metros gehen durch das Zentrum und Umsteigen ist nur hier möglich), da ich bereits im Norden der Stadt und somit im Grunde nicht so weit von meinem Wohnheim entfernt war. Mein Stadtplan zeigte mir eine mögliche Tram- und eine mögliche Trolleybusverbindung zu mir. Also wartete ich. Nach zwanzig Minuten kam endlich meine Straßenbahn, doch nahm sie mich nur vier Stationen weit mit. Dann erklärte mir der Fahrer, dessen einziger Fahrgast ich war, dass er nun hier ins Depot fährt, da irgendwo, ein paar Straßen weiter, an der Strecke repariert werden würde. Toll. Mitten im Nichts. Ich musste erstmal einige Zeit gehen bis ich zu einer weiteren, für mich möglichen Haltestelle eines Busses kam. Bei diesem Spaziergang kam ich an einem verlassenen, halb verfallenen Haus vorbei. In diesem, die Fensterscheiben waren schon zum Großteil durch Pappe ersetzt, hielten sich zwei alte Frauen auf, schwer damit beschäftigt weitere Pappe in das Haus zu tragen. Ich denke das Obdachlosenleben hier in St. Petersburg wird noch um einiges härter sein als in Hamburg. Auch wenn ich bisher keine in Hauseingängen schlafenden Personen gesehen habe, so wird es in diesen Ruinen nicht viel angenehmer sein. Reines Betteln kommt hier jedoch etwas seltener vor als bei uns. So frage ich mich, woher die ärmsten der Armen hier ihr Geld für Essen bekommen?

Schließlich kam mein Bus, riss mich aus meinen Gedanken und Überlegungen und brachte mich zurück in mein warmes Zimmer.