
Die Polizei und Staatsanwaltschaft geht dabei nicht gerade pflichtbewusst mit der Ermittlung der Täter um. Wenn sie überhaupt ermittelt werden (dafür genügen nicht einfache Zeugen, sondern irgendjemand „höheres“ muss nach Strafe rufen), so wie in dem Fall des ermordeten Antifas, dann fallen die Strafen äußerst milde aus (2 Jahre Knast für jeden, der damals mitgeholfen hatte. Die 2 Jahre kommen dabei folgendermaßen zustande: 16 Jahre Haft für den Mord, geteilt durch 8 Täter, macht 2 Jahre für jeden).
Das größte Hindernis für eine erfolgreiche Arbeit gegen das faschistische Gedankengut ist jedoch die überwiegende Ignoranz der meisten Bürger hier. So etwas wie Hilfsbereitschaft (z.B. mal beim Treppenruntertragen eines Kinderwagens helfen) gibt es sehr selten, und so ist es auch nicht verwunderlich, dass alle bei körperlichen Angriffen weggucken, geschweige denn sich für das Leben von anderen Menschen (egal ob Ausländischer oder Einheimische) interessieren. Faschisten haben es da sehr einfach mit plumper Propaganda den Menschen einzureden, dass andere Personengruppen dafür verantwortlich sind, dass es ihnen selbst nicht ganz so gut geht wie es vielleicht sein könnte.
Ein weiterer katastrophaler Zustand ist das Notrufsystem in dieser Stadt. So kommt ein gerufener Krankenwagen nie vor 30 Minuten zum Opfer, tagsüber, wenn der Verkehr noch dichter ist, kann es sogar über eine Stunde dauern. Der Verkehr ist dabei nur ein Teil des Grundes. Für uns ist es unverständlich, warum ein Krankenwagen im Einsatz (mit Martinshorn und Blaulicht) genauso im Stau steht und kein Auto ihn durchlässt, warum er sich nicht mal traut bei rot auf eine Kreuzung zu fahren (kein Auto würde für ihn bremsen). Darüber hinaus hat diese Stadt einfach zu wenige Kapazitäten an Krankenhäusern und Krankenwagen. Wer hier zum Arzt will (das Gesundheitssystem bietet jedem kostenlose Nutzung in den staatlichen Einrichtungen), der sollte sich einen Tag frei nehmen und hoffen, dass nicht kurz bevor er an der Reihe wäre Feierabend gemacht wird. Ausländische Unternehmen in St. Petersburg bezahlen daher ihren Mitarbeitern eine zusätzliche private Versicherung, mit der dann auch die privaten Kliniken und Ärzte besucht werden können.
…und morgen geht es nach Puschkin, mal wieder die schönen Seiten Russlands bestaunen.
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